Wie die meisten Frauen liebe ich Nagellack und auch das Ritual des Lackierens, das damit verbunden ist. Dazu gehört eine Tasse Tee, eine große Kiste mit Zubehör wie Nagellackentferner, Watte, Nagelöl etc. und ganz viel Zeit und Musse. Schön lackierte Nägel geben einem Outfit den letzten Schlief und je nach Nuancierung, sorgen sie sofort für gute Laune. Leider habe ich aber so empfindliche Fingernägel, dass ich bei den meisten Lacken Nagelspliss bekomme und es Wochen dauert, bis sie wieder schön aussehen. Ich leide weder unter Kalziummangel und bei der Nutzung von Putz- und Reinigungsmitteln trage ich Handschuhe. Also muss es folglich daran liegen, dass es die Inhaltsstoffe an sich beim Nagellack sind, die meinen Nägeln schwer zu schaffen machen. Deshalb war ich auch Feuer und Flamme, als immer mehr Ökolacke auf den Markt kamen. Endlich jeden Tag lackierte Nägel, ohne chemische Zusätze und brüchige Nägel. Aber so einfach ist es nicht mit den Ökonagellacken. Denn Fakt ist, Nagellack, egal ob konventionell oder ökologisch, funktionieren ohne Chemie bis jetzt noch nicht. Es ist eher so, dass die Öko-Lacke auf gewisse schädliche Inhaltstoffe verzichten. Deshalb liegt der Fokus bei den Öko-Lacken auf der „Free“-Formel. Je nachdem auf wie viel Stoffe sie verzichten, spricht man von 3Free, 4Free oder 5Free. Dabei handelt es sich um folgende Stoffe:
DBP (Dibuthylphtalat): krebserregender Weichmacher, fortpflanzungs- und entwicklungs- und erbgutschädigend
Formaldehyd/Methanal (engl. Formaldehyde): dosenabhängig krebserregend, allergieauslösend
Toluol/Methylbenzol (engl. Toluene) Lösungsmittel: kann Nerven-, Nieren- und Leberschäden verursachen, fortpflanzungsgefährdend sowie fruchtschädigend
DEHP (Diethylhexylphtalat): angeblich krebserregender Weichmacher, fortpflanzungsgefährdend
Halogenorganischen Verbindungen (Parabene, Parafine, PEG usw.): hohes Allergiepotenzial, krebserregend, Umwelt belastend
Um keine Panik zu verbreiten, es bestehen immer Gefährdungen, wenn zu hohe Konzentrationen im Spiel sind. Falls ihr Euch unsicher seid, kontrolliert die Namen im Internet, oft haben verschiedene Länder durch historische Entwicklungen verschiedene chemische Nomenklaturen, die eigentlich nicht mehr in Gebrauch sein sollten, aber es kommt trotzdem noch vor.
Warum ist es so schwer, Nagellacke ohne schädliche Stoffe herzustellen?
Das liegt an dem Phasenübergang vom flüssigen aus der Flasche in den festen, auf Eurem Nagel, Zustand. In dem Moment, wo ihr ihn auf den Nagel auftragt, beginnt er zu trocknen, dabei soll er natürlich nicht so schnell trocken, dass er keine homogene Bindung mit folgenden Pinselschichten mehr eingeht, aber auch nicht so langsam, dass ihr den Föhn zum Trocknen nutzt. Außerdem soll er auf der Keratinplatte halten. Also müssen die Forscher Lösungsmittel einbauen, die gerade so flüchtig sind, dass die Trockenzeit für Euch akzeptabel ist und gleichzeitig den Nagellack in der Flasche flüssig halten. Diese Einstellung ist schwierig, deshalb war Formaldehyd, als natürlich in der Natur vorkommender Stoff jahrelang die Nummer eins unter den Lösungsmitteln. Da die lackierten Nägel der Sonne ausgesetzt sind oder ihr lange im trockenen Raum sitzt werden Ultraviolett-Stabilisatoren und andere Stabilisatoren eingesetzt, die den Nagellack haltbarer machen und gegen zu schnelles Austrocknen schützen sowohl durch die Umgebungsluft wie auch durch Eure Köperwärme. In diesem Zusammenhang werden auch andere Weichmacher benutzt, die in Polymeren (Die meisten Nagellacke enthalten Zellulosenitrat.) dafür sorgen, dass sie länger flexibel bleiben. Denn die Finger werden ja benutzt im Alltag und dabei treten Spannungen auf. Gleichzeitig soll die Oberfläche so hart werden, dass sie nicht sofort durch leichte oder mittelstarke Kontakte mit Gegenständen zerkratzt wird. Dazu muss eine sehr homogene Schutzschicht beim Trocknen entstehen, die das Ganze noch schwieriger macht. Es ist also eine Kunst Eure Nägel gesund zu erhalten und farblich aufregend zu gestalten.
Für das Naturkosmetik Special habe ich nun über Wochen Nagellacke von sechs verschiedenen Firmen getestet. Alle haben mich in puncto Farbauswahl, Auftragbarkeit und Deckkraft überzeugt. Abstriche muss man allerdings hier und da bei der Haltbarkeit machen, wenn man keinen Unter- und Überlack verwendet, was ich aber angesichts der Tatsache, dass sie gesünder für meine Nägel sind, gerne ich Kauf nehme. Die haben es mir gedankt und sehen auch nach der Testphase noch sehr gut aus. Hier die Details der getesteten Lacke:
Scotch Naturals kommt einem Ökonagel sehr nahe. Die Lacke enthalten kein Lösungsmittel, sondern Wasser als Basis, Acryl und Farbstoffe (zum Teil auch mineralischer Natur). Enthält also kein Formaldehyd, Toluol oder Phthalate. Biologisch ist er jedoch auch nicht. Ca. 15 €.
Organic Glam, der Nagellack der Naturkosmetikmarke The Organic Pharmacy gehört zu den 4 Free und verzichtet auf DBP, Formaldehyd, Toluol, DEHP (Diethylhexylphtalat). Ca. 18 €.
Die Lacke von Benecos gehören zu den „5 Free“ und werden ohne Formaldehyd, Toluol, Campher, Phthalate (Weichmacher) und Kolophonium hergestellt. Zudem sind sie auch vegan und enthalten keine tierischen Inhaltsstoffe wie Guanine (hergestellt aus Fischschuppen, die für den Schimmer im Lack sorgen). Stattdessen wird der mineralische Stoff „Mica“ verwendet. Ca. 4 €.
Die Nagellacke von Priti NYC verzichten auf Formaldehyd, Toluol und dem Weichmacher DBP. Zudem sind sie vegan und von der USDA zertifiziert. Ca. 16 €.
Kure Bazaar stellt seine Lacke ohne Formaldehyd, Toluol, synthetisches Campher und Dibutylphthalat (DBP) her. Die Formulierung ermöglicht Inhaltsstoffe mit bis zu 85 % natürlichem Ursprung wie: Zellstoff, Getreide, Baumwolle, Kartoffeln und Mais.Ca. 17 €.
Der Nagellack der Naturkosmetikmarke Sante gehört zu den 3Free und verzichtet auf die Inhaltsstoffe Toluol, Kolophonium und Formaldehyd. Außerdem ist er vegan und glutenfrei. Ca. 10 €.
Freisteller: PR/ Layout: Bettina
na da bleibe ich doch bei BENECOS, am günstigsten und weitaus am Besten, oder, nach meiner Ansicht;
die paar alten von Santé laß ich „auslaufen“ – sind eh nicht mehr die Neuesten – noch von der alten Garde/AUSLAUF-Modelle eben 😉
Ganz toll bzw. hilfreich wäre noch jeweils ein Satz zu der Haltbarkeit im Detail, also zu den einzelnen Lacken. Bis jetzt gab es leider noch keinen Öko-Nagellack, der mich in Sachen Haltbarkeit wirlich überzeugt hätte, insbesondere im Alltag.
Hallo Ute,
bei mir haben die Lacke ohne Unter- und Überlack etwa 4 Tage gehalten. Der Scotch Naturals etwas weniger. Die Haltbarkeit wird natürlich verlängert, wenn man den entsprechenden Unter- und Überlack nutzt und den Lack, wegen der Feuchtigkeitsansammlung, nicht nach dem Duschen/Baden/Spülen aufträgt.