Hyperpigmentierung – was hilft?

hyperpigmentierung

Seit diesem Sommer habe ich sehr mit Hyperpigmentierung zu kämpfen. Besonders auf der Stirn und dem Nasenrücken. Das hat wohl etwas damit zu tun, dass ich durch das Segeln viel Zeit auf dem Wasser und damit auch in der Sonne verbringe. Dabei achte ich schon sehr, und ich meine wirklich SEHR, auf Sonnenschutz. Meine Sonnenschutz-Routine hat sogar schon leicht obsessive Züge angenommen. Mein Umfeld kann ein Lied davon singen, denn ich bin auch sehr auf dessen Sonnenschutz bedacht. Wie oft hören sie mich fragen: Hast du dich auch gut eingecremt? Welchen SPF hat deine Creme? Wann hast du dich zuletzt eingecremt? Und immer der Hinweis: Auch die Ohren und die Zehenzwischenräume nicht vergessen! Ich meine es ja nur gut. Was kann ich aber nun bei meiner Hyperpigmentierung tun? Das habe ich im Interview den Dermatologen und Dermatochirurgen Prof. Dr. Volker Steinkraus gefragt. Dieser hat 1997 das Dermatologikum Hamburg, ein internationales Kompetenzzentrum für Dermatologie, Dermatologische Labormedizin, Plastische Chirurgie, Lasermedizin, Venen- und Gefäßmedizin und Ästhetik, gegründet. Heute ist es an mehreren Standorten zu finden.

BB: Was ist Hyperpigmentierung, wie entsteht sie und kann sie wieder verschwinden?

Prof.Dr.VS: Hyperpigmentierungen entstehen entweder durch eine vermehrte Aktivität der Pigmentzellen (Melanozyten) oder durch Verletzungen der Haut, bei denen die Hautzellen gespeichertes Pigment an die Umgebung verlieren.

BB: Welche Auslöser gibt es für Hyperpigmentierung?

Prof.Dr.VS: Sonne (sowohl UV-Strahlen als auch sichtbares Licht), Duftstoffe, Medikamente, Hormone (z. B. Östrogene), mechanische Belastungen der Haut, wie z. B. dauernder Druck, wiederkehrende Reibungen oder auch mechanische Verletzungen, z. B. durch unsachgemäß ausgedrückte „Pickel“, Schürfwunden oder Verbrennungen.

BB: Was ist eine postinflammatorische Hyperpigmentierung?

Prof.Dr.VS: Wenn es nach einer Verletzung der Haut, die immer obligat eine Entzündung (Inflammation) hervorruft, zu einer Störung des Pigmentgleichgewichts in der Haut kommt, äußert sich dies durch eine Pigmentverschiebung (meist Pigmentvermehrung) in den Arealen, die sich durch die Verletzung entzündet haben. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, eine Entzündung nicht mit einer Infektion zu verwechseln. Eine Entzündung gibt es grundsätzlich bei jeder Verletzung, und sei sie noch so klein

BB: Gibt es Möglichkeiten, Hyperpigmentierung zu minimieren oder sogar entfernen zu lassen?

Prof.Dr.VS: Dies hängt von der Tiefe des vermehrten oder fehlgelagerten Pigments ab. Ist dieses oberflächlich, können Laser oder auch Cremes (z. B. mit Vitamin A, Vitamin C, Niacinamid, Thiamidol, Hydrochinon) die Hyperpigmentierung bessern oder auch beseitigen. Liegt das Pigment tief, also in der oberen Lederhaut, und ist dort in Entzündungszellen (Makrophagen) gespeichert, ist es durch keine Therapie gut zu erreichen.

BB: Können neben Laser-Behandlungen auch Peelings, Hydrafacials und Microneedling bei Hyperpigmentierung helfen?

Prof.Dr.VS: Nein, das können sie nicht!

BB: Ist die Laser-Behandlung auch für dunklere Hauttypen geeignet?

Prof.Dr.VS: Beim Lasern von Hyperpigmentierungen kann man keine pauschale Antwort geben. Bei asiatischen Menschen, deren Haut ja auch hyperpigmentiert ist, geht es relativ gut. Bei sehr dunkler Haut ist es dagegen ausgesprochen schwierig. Man muss auf jeden Fall in mehreren Sitzungen lasern, aber äußerst vorsichtig.

BB: Welche Pflegeprodukte helfen gegen Hyperpigmentierung?

Prof.Dr.VS: Produkte, die die Vitamine A und C erhalten, können, wenn sie richtig angewendet werden, Hyperpigmentierungen aufhellen. Auch Niacinamid kann das. Der Wirkstoff Thiamidol ist ebenfalls in der Lage, Hyperpigmentierungen zu bessern.

BB: Sollten Vitamine nicht nur äußerlich in z. B. Cremes und Seren, sondern auch zusätzlich als Supplement eingenommen werden?

Prof.Dr.VS: Eine innerliche Einnahme von Vitaminen ist hier wirkungslos, da zu wenig davon in der Haut ankommt. Allerdings können lokale Anwendungen bestimmter Vitamine wie A und C die Haut aufhellen bzw. Hyperpigmentierungen bessern.

BB: Obwohl ich SPF 50 nutze, ist bei mir, wohl durchs Segeln, die Hyperpigmentierung stärker als je zuvor und auch an neuen Stellen sichtbar, wie z. B. im Stirnbereich. Was kann ich auf die Schnelle tun, damit sie sich nicht weiter verstärkt bzw. sich wieder reduziert?

Prof.Dr.VS: Morgens Vitamin C, abends Vitamin A plus Niacinamid sowie grundsätzlich ein guter Sonnenschutz, evtl. gepaart mit Make-up oder Tönungen, da nur diese auch gegen sichtbares Licht schützen. Denn es gibt Evidenzen, dass sichtbares Licht (das sind die Wellenlängen, die nach dem UV-Licht kommen) zu Hyperpigmentierungen wie Melasma (Chloasma) oder auch Altersflecken beitragen. Wer also hier ganz sicher gehen will, der sollte eine getönte UV-Schutzcreme oder zusätzlich zur normalen, nicht-getönten UV-Schutzcreme eine getönte Tagescreme oder ein Make-up auftragen. Wichtig dabei ist zu wissen, dass UV-Schutzcremes gegen UV, aber nicht gegen sichtbares Licht schützen! Make-up und Tönungen hingegen schützen unterschiedlich gut gegen sichtbares Licht, aber nicht gegen UV!

BB: Sie empfehlen guten Sonnenschutz. Worauf sollte dabei geachtet werden?

Prof.Dr.VS: Der Sonnenschutz sollte primär zum Hauttyp passen und immer auch UVA-Strahlen mit abdecken. Die Filterangabe (z. B. LSF 30 oder LSF 50) bezieht sich ja immer auf UVB-Strahlen. Des Weiteren sollte der ausgewählte Sonnenschutz Folgendes berücksichtigen:

1. Wie gut ist meine Haut bereits an die Sonne gewöhnt?
2. Wie lange will ich in der Sonne bleiben?
3. Welche Tageszeit haben wir?
4. Wie weit bin ich vom Äquator entfernt?
5. Welche Jahreszeit haben wir?
6. Gibt es eine reflektierende Umgebung (z. B. Wasser, Metalle)?
7. Treibe ich Sport oder gehe ich oft ins Wasser (beides kann den UV-Schutz durch Abrieb der UV-Schutzcreme mindern)?

BB: Vielen Dank, Prof. Dr. Steinkraus, für das Interview!