Designerin Coco Chanel und Schauspielerin Audrey Hepburne sind die ersten weiblichen Assoziationen, wenn vom „Little Black Dress“ die Rede ist.Inmitten der „Goldenen Zwanziger“ des letzten Jahrhunderts entwarf Madame Chanel ein schwarzes, knielanges und puristisches Modell, das von der US-Vogue im Mai 1926 zur „Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack“ gekürt wurde. Mit dem Entwurf traf sie den Nerv der Zeit, weckte Begehrlichkeiten bei den Frauen und das Kleid avancierte in kürzester Zeit zu einem Verkaufsschlager. Zweifel an Chanels Urheberschaft äußert Karl Lagerfeld in dem Buch „Das kleine Schwarze“ von Amy Holman Edelman: „Kleine, schwarze Kleider tauchten zum ersten Mal zwischen 1918 und 1920 auf, und ich habe das Gefühl, dass sie auf die Trauerkleidung im Ersten Weltkrieg zurückgehen. Frauen gewöhnten sich daran einfache, schwarze Kleider zu tragen und zu sehen. Als sich das Leben dann wieder änderte, wurde das kleine schwarze Kleid ein flexibles Kleidungsstück, das zwischen chic und sexy changierte.“ Auch Nettie Rosenstein erhebt Anspruch auf die Urheberschaft. Der amerikanischen Designerin, berühmt für ihren Modeschmuck und für den Entwurf des pinkfarbenen Kleides, welches Mamie Geneva Doud Eisenhower bei der Amtseinführung ihres Mannes trug, soll noch vor Chanel die Idee gekommen sein. Der Ursprung wird wohl nie zu klären sein. Aber weit wichtiger ist die Tatsache, dass dieses kleidsame Schwarze an sich revolutionär und emanzipatorisch war, denn Schwarz war bis dahin nur trauernden Witwen vorbehalten. Die Farbe suggerierte nicht nur Trauer, sondern auch sexuelle Erfahrenheit und die Bereitschaft zu neuen Partnerschaften und hatte deshalb für viele einen leicht frivolen Touch. Manche empörten sich über den neuen Modetrend und die meist jungen Frauen, die dem Zeitgeist folgten, mussten nicht selten Beschimpfungen ertragen. Das hinderte die Damen allerdings nicht daran, weiterhin schwarze Kleider zu tragen. Zur endgültigen Berühmtheit schafft es das Kleid 1961 durch den Kultfilm „Frühstück bei Tiffany“, in dem Audrey Hepburn, alias Holly Golightly, auf ihre unnachahmliche Weise zeigt, wie man das „Kleine Schwarze“ trägt. In Hepburns Fall ist es ein eigens für sie entworfenes Modell von Hubert de Givenchy. Obwohl es immer das gleiche Kleid ist, sieht es, dank unterschiedlicher Kombinationen, jedes Mal anders aus. Audrey Hepburn verkörperte mit Zigarettenspitze, Perlenkette und Hochsteckfrisur Stil und Eleganz und machte das Kleid endgültig salonfähig mit dem Beweis, dass man darin niemals under- oder overdressed ist. Ursprünglich ist der Schnitt figurbetont, knielang, farblich neutral-schwarz gehalten und kann somit zu vielen Anlässen, vom Businessmeeting im Büro bis zur abendlichen Cocktailparty, getragen werden. Doch viele Designer distanzierten sich von der klassischen Definition und nutzen es als experimentelle Spielwiese, kreieren Kleider mit ungewöhnlichen Schnittführungen, Materialkompositionen und versehen es mit Perlen, Pailletten und anderen fantasievollen Appliken. Immer wieder sind die Kreationen so schön, dass es viel zu schade ist, sie allein zu feierlichen Anlässen zu tragen. Ergo findet das „Kleine Schwarze“ auch immer häufiger seinen Weg in die Alltagsgarderobe.
Bild: PR /Bénédi, ca. 640 Euro