Als ausgesprochene Anhängerin des ökorrekten Lifestyles bescheren mir die ersten Momente auf der BioFach und Vivaness im beschaulichen Nürnberg immer eine kurze Gänsehaut. Sie ist schon gewaltig, die Anzahl der Aussteller – genau genommen 2.396 – die ihre vom Veranstalter streng geprüften Ökoprodukte der nicht weniger gewaltigen Zahl an Besuchern – nämlich 41.500 – anbieten. Und das soll ein Nischenmarkt sein? Dann gebe ich offen zu, dass die offenbare Menge an konventionellen Waren, die unseren globalen Markt überschwemmen mein intellektuelles Fassungsvermögen sprengt. Ob Spartendiven oder nicht, gemessen an ihrer Convenience halten die Ökoravioli, Biotütensuppen und fairen Würzmischungen aus Indien allerdings direkt Fahrt auf den Massenmarkt. Fast beschaulich ging es im Vergleich auf der Beautymesse Vivaness in Halle 7A zu, um die zu erreichen wir mehrere Hallen mit fein duftenden Köstlichkeiten durchlaufen mussten, während so einige Probierhäppchen den Weg in unsere Mägen und unterdessen wohl auf unsere Hüften gefunden haben. Ganz im Sinne der von innen kommenden Schönheit dauerte die Umstellung von Food auf Beauty allerdings nicht lange, vor allem, da es in der Naturkosmetik offenbar im Trend liegt, klarzustellen, dass biologische Cremes ebenso frei von Zusatzstoffen sind, wie herkömmliche Lebensmittel. Zum Beweis ließ sich so mancher Vertreter die eigene Tinktur auf der Zunge zergehen und auch wir Besucher durften an dem einen oder anderen Wässerchen nippen. Neben diesem ließen sich noch vier weitere Trends klar erkennen. Nummer eins: Back to the Roots. Wir führten faszinierende Gespräche mit Vertretern von jahrhundertealten Seifenmacherfamilien, mal aus der Provence, mal aus Palästina. Nummer zwei: Auf die Basis kommt es an. Anstatt auf schnödes Wasser greifen immer mehr Kosmetikhersteller auf andere pflanzliche Flüssigkeiten, etwa Birken- oder Lavendelwasser zurück. Nummer drei: Aroma statt Duft. Nicht nur andere möchte man mit Düften betören, sondern auch bei einem selbst sollten olfaktorische Reize Wirkung zeigen. Mal energetisierend, mal ausgleichend, nie aber banal. Nummer vier: Pop statt Shanti: Auch wenn sich auf vielen Verpackungen die esoterische Anmutung noch nicht ganz vertreiben lässt, so freuen wir uns über das Erscheinungsbild vieler neuer Unternehmen, die quasi als nächste Generation ein frisches Design und eine neue Anwenderfreundlichkeit mitbringen. Mal edel, mal bunt, die einen sortenrein recycelbar, die anderen sogar C2C-zertifiziert. Man soll zwar das Buch nicht nach seinem Cover beurteilen, aber mal ehrlich, wie hoch ist die Zahl derer, die sich ihr Duschgel nach der Badeinrichtung aussuchen? Und damit macht sich die Naturkosmetik ein für alle Mal fit für das Wachstum, immerhin 5,5% in 2012. Wir sind dabei! Mit einem erfreulichen Paket an Mitteln und Wässerchen machen wir uns nun an den Selbstversuch und werden in den kommenden Tagen unsere ökologisch unbedenklichen Top-Produkte veröffentlichen. So viel sei gesagt, wir haben für jeden Geldbeutel und für alle Haar- und Hauttypen was gefunden. Also: Stay tuned.
Text: Fredericke Winkler / Bild: Biofach
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