Werbung // Naturkosmetik ist etwas, was in meinem Leben so präsent ist, dass ich mir selten darüber Gedanken mache, dass es Länder gibt, bei denen das Thema noch so in den Kinderschuhen steckt, wie bei uns gefühlt in Deutschland in den 1970er Jahren. Hongkong, obwohl solch eine moderne Metropole gehört zu den Gegenden, wo Liebhaber von Naturkosmetik es schwer haben ihrem Wunsch nach Organic Beauty nachzukommen und es nur wenige Geschäfte gibt, die nachhaltige Kosmetik anbieten. Ein Bild davon konnte ich mir vier Tage vor Ort machen, als ich eine Einladung von Brenda Lee erhielt, ihre Beauty-Boutiquen mit dem Namen BEYØRG in Hongkong kennenzulernen.
2005 hat sie ihren ersten Naturkosmetik-Store in Hong Kong eröffnet, mit dem Ziel, ihren Kunden ein Sortiment an hochwertigen Hautpflege- sowie Körperpflegeprodukte, aber auch Make-up, Parfum und Accessoires. Das Ganze in einem modernen und stilvollen Ambiente. Das Portfolio von BEYØRG fasst Marken aus Europa und Japan wie Susanne Kaufmann, Amala, Nuori, Mandara und Düfte der französischen Parfum-Manufaktur Téo Cabanel. Neben den Stores werden zudem Treatments in ihren BEYØRG Spas angeboten. Mittlerweile ist sie an 7 Standorten vertreten. Und was Tierversuche betrifft, genießt Hongkong eine Sonderstellung. Denn importierte Kosmetik für Hongkong muss nicht an Tieren getestet werden.
4 Tage Hongkong, mein erstes Mal in Asien und es fühlt sich immer noch so unreal an, obwohl schon einige Zeit vergangen ist. Das liegt vielleicht auch daran, dass es das erste Mal war, dass ich ein Land besuchte, wo ich die Schriftzeichen nicht lesen könnte und der Klang der Sprache mir fremd ist. Wo Freundlichkeit mir überall entgegengebracht wird, aber ich selten wirklich hinter die Fassade schauen konnte, was mich manchmal irritierte. Wo ich auf engstem Raum von so vielen Menschen und Hochhäuser umgeben war, dass mir von Zeit zu Zeit ganz schwindlig wurde von all den Eindrücken, Lichtern, Werbeplakaten, Geschäften, Restaurants, Straßenküchen und Geräuschen dieser Millionenmetropole. Dann wieder Strände mit einem weiten Blick auf das Meer, der Besuch des Tian Tan Buddha auf der Insel Lantaus, die zu 50% aus Naturparks besteht.
Zwischen all den Wolkenkratzer Ruheoasen wie Parkanlagen oder solche wie die BEYØRG Spas. Während meines Aufenthaltes hatte ich in einem der Spas einen Termin, um ein Susanne Kaufmann Anti Aging Lifting Facial zu testen. Das Spa ist in reduzierten, asiatischen Stil mit Holz und Designklassiker gehalten, ohne es dabei an Wärme missen zu lassen. Sofort beim Eintreten in den Behandlungsraumes fällt die Hektik der Großstadt von mir ab und ich fühle mich wie in einem Kokon. Noch mehr, als ich mich in die dicke, weiche Daunendecke einwickelte, bevor meine Therapeutin leise den Raum betrat. Zuvorkommend, sanft und Ruhe ausstrahlend, machte sie es mir bequem, bevor sie mit der Ausreinigung begann. Wer öfters bei der Kosmetikerin ist, weiß, wie unangenehm das sein kann. Die Verwendung der feinen Nadeln zum Öffnen der Haut bleibt selten unbemerkt. Aber hier bin ich dabei eingeschlafen! Das hatte ich noch nie. Das war Können gepaart mit Feingefühl in höchster Vollendung. Danach Masken, Seren und Cremes und eine entspannende Massage meines Nackens, Kopfes, Hände und Finger. Eine 90 minütige Wohltat und eine selten erlebte Tiefenentspannung, so dass ich nach dem Treatment so benommen war, dass ich ins Hotel gefahren bin und drei Stunden geschlafen haben. Nach dem Aufwachen und auch die Tage danach habe ich mich gereinigt gefühlt und mich über den Glow meines Teints gefreut. Seit ich wieder zurück bin, sehne ich mich nach diesem Treatment!
Das ist aber nur einer der Gründe, warum ich noch einmal noch Hongkong möchte: Beautyshopping und Essen gehören dazu. Für Beautyaddicts ist Hongkong ein wahres Paradies nicht nur an crazy Produkten, sondern auch wenn es um Gesichtsreinigung und Masken geht. Ich habe Stunden bei Zaza verbracht und war mit der Auswahl etwas überfordert. Ich musste mir wirklich ein Budget setzen, um nicht zu verarmen. Aber viel Geld kann man auch als Vegetarier loswerden, weil einfach zu viel Köstlichkeiten angeboten werden, die man alle probieren möchte. Sei es der Wasserspinat, die verschiedenen Arten von Tofu oder das frittierte Gemüse – das Veggie-Herz schlägt höher bei dieser fantastischen Auswahl. Und nein, es gibt nicht zu allem Reis! Im Gegenteil, ich habe während meines ganzen Aufenthaltes kein einziges Reiskorn gegessen.
In den vier Tagen war Brenda Lee aber nicht nur eine zuvorkommende Gastgeberin und hat mir Hongkong näher gebracht, sondern auch eine amüsante Gesprächspartnerin, die mir gerne für ein Interview Rede und Antwort stand.
1. Wie sehr sind Nachhaltigkeit, Naturkosmetik, Bio-Lebensmittel, Fairtrade und Umweltschutz ein Thema hier in Hongkong und im Bewusstsein der Menschen?
Bio-Lebensmittel und der Umweltschutz sind es auf jeden Fall – und die Wahrnehmung dafür wächst. Das Bewusstsein für Naturkosmetik ist auch da, wächst aber langsamer. Viele Frauen sind noch nicht hinreichend überzeugt von der Effektivität, aber daran arbeite ich!
2. Seit wann ist Naturkosmetik in Hongkong ein Thema und wann bist Du das erste Mal mit dem Thema in Berührung gekommen?
Ich habe Beyorg 2005 gegründet und wir waren der erste Store, der Naturkosmetik verkauft hat, also in einem einzigen Laden ausschließlich. Wir vermarkten es ernsthaft und auf hohem Niveau – wie Leute es von Luxus-Marken kennen. Es hat die Augen vieler Kunden geöffnet und uns viel Aufmerksamkeit gebracht. Es gab vorher nur wenig organische Marken und wenn, dann wurden sie in superkleinen Läden oder sogar Supermärkten verkauft und hatten hier und dort mal ein Regal in einem größeren Store.
Mein erster Kontakt mit Naturkosmetik war 2003 als ich herausfand, dass die vermeintlich „grünen“ Marken größerer Konzerne nur Greenwashing war. Aber ich kannte die anderen Marken einfach nicht, dafür waren sie in meinem Land zu unbekannt.
3. Würde ich übertreiben, wenn ich Dich als die Naturkosmetik-Pionierin von Hong Kong bezeichnen würde?
Nein, wir sind sicher der Pionier in Hongkong. Bevor es Beyorg gab, hat niemand Geld oder einen Gedanken an dieses Beauty-Segment verschwendet. Es wurde nicht einmal als wirkliches „Business“ betrachtet.
4. Wann und warum bist Du auf die Idee gekommen, BEYØRG zu gründen?
Ich dachte, es ist doch verrückt, dass eine entwickelt Stadt wie Hongkong keinen Markt für Bio-Produkte hat. Ich wollte, dass der Kunde eine Wahl hat!
5. Was ist das Konzept von BEYØRG?
Unser Fokus liegt nur auf effektiver Naturkosmetik. Ich würde keine Marke aufnehmen, nur weil sie organic oder effektiv ist. Sie muss immer beides sein, also immer ergebnisorientiert sein. Außerdem muss sie zu asiatischer Haut uns unserem Klima passen.
6. Gab es viele Hürden, die Du überwinden musstest, um Deinen ersten Store eröffnen zu können?
Oh ja, es gab so viele Hürden, dass ich fast aufgegeben hätte. Niemand wollte mir eine Chance geben, mein Business zu starten. Ich konnte keinen Laden mieten! Alle sagten, „Viel Glück, wir werden ja sehen, wie es bei dir läuft.“ Wir bekamen dann einen Store unter sehr harten Bedingungen, zu einem „Testlauf“ von sehr kurzer Zeit. Man hätte uns ohne Gründe jederzeit wieder herauswerfen können, wenn wir nicht performt hätten.
Gleichzeitig mussten wir unseren Kunden so viel beibringen! Sie kannten keine Inhaltsstoffe und wussten nicht, warum sie gut sind für ihre Haut.
Es war anfangs eine sehr harte Zeit und es braucht immer noch sehr viel Einsatz, Leidenschaft und auch Geduld. Aber wir konnten überzeugen!
7. Ist es als Frau schwer, in China ein eigenes Business zu gründen? Welche Tipps würdest Du Frauen, die etwas Eigenes aufbauen, mit auf den Weg geben?
Ich glaube, ich habe großes Glück in Hongkong zu leben, wo Frauen und Männer ziemlich gleich behandelt werden. In meinem Fall war es nicht schwerer, mein eigenes Geschäft aufzubauen, nur weil ich eine Frau war – allerdings erfordert es unglaubliche mentale und auch physische Fitness, um mit dem Stress klarzukommen.
Das eigene Business ist ganz anders, als wenn man für jemanden arbeitet; es ist 24/7 und es erfordert unglaubliches Engagement, Ausdauer und Leidenschaft. Es ist schon stressig! Vielleicht gibt es aus diesem Grund mehr Männer in solchen Positionen?
8. Nach welchen Kriterien wählst Du das Sortiment aus?
Das Produkt muss eine saubere Formulierung haben (100% organic am liebsten oder so nah dran wie möglich), eine starke Haut-Performance und eine einzigartige Geschichte.
9. Wie wählst Du die Treatments für Deine Spas aus?
Für die Treatments gilt das gleiche. Wir machen nur Behandlungen, die für eine schöne Haut und Hautgefühl sorgen, das lange anhält.
10. Ich hatte noch nie so ein gutes Facial wie bei Dir im Spa. Es war ein Treatment mit Susanne Kaufmann Produkten und ich schwäre immer noch davon. Es scheint, dass Frauen im asiatischen Raum ein anderes Bewusstsein für Gesichtspflege haben und in unseren Köpfen haben sie das Ideal einer gepflegten Haut. Was unterscheidet sie vom Rest der Welt in Bezug auf Gesichtspflege?
Dankeschön, es freut mich, dass es dir so gut gefallen hat! Asiatinnen verwenden sehr viel Zeit und Geld für Hautpflege, inkl. Tretaments – ich glaube, das ist der Haupt-Unterschied. Sie sind bereit, sehr viele und teure Produkte zu kaufen und scheuen keine Mühe, diese richtig und ausdauernd anzuwenden.
Ich glaube, westliche Frauen verwenden mehr Zeit und Geld für andere Bereiche ihres Lebens. Außerdem ist unsere Ernährung ganz anders und das macht auch einen großen Unterschied aus. Wir Asiatinnen lieben nährende Suppe. Das ist unser Grundnahrungsmittel.
11. Wie sieht Dein Pflegeritual aus?
Einige Dinge mache ich die ganze Zeit über: jobbedingt teste ich ständig neue Produkte, daher ist mir die gründliche Reinigung abends vor dem Schlafengehen sehr wichtig.
Reiniger, Feuchtigkeitscreme und regelmäßig eine Maske – das gehört zu meinem Skincare-Ritual. Ebenso täglich Shampoo, Conditioner, Make-up. Das kommt auch immer in meine Reise-Kosmetiktasche.
12. Du bist viel auf Reisen, was sind Deine Pflegetipps, damit die Haut in Balance bleibt?
Benutze nur Naturkosmetik und achte darauf, dass deine Haut immer ausreichend Feuchtigkeit bekommt, auch bei sehr kaltem Wetter.
13. Verwendest Du trotzdem noch als Ergänzung konventionelle Kosmetikprodukte?
Nein. Ich benutze ausschließlich Naturkosmetik. Ich bekomme immer wieder teure konventionelle Produkte geschenkt, aber die gebe ich sofort weiter. Mein ganzes Haut-System ist auf „bio“ eingestellt. Bevor ich ein konventionelles Produkt nehmen würde, nehme ich lieber gar nichts!
14. Schon daran gedacht, eine eigene Pflegeserie auf den Markt zu bringen?
Natürlich! Aber nachdem ich schon so lange tolle Marken verkaufe, ist es schwer, meine eigene Marke zu kreieren. Ich bin superkritisch geworden und finde nichts gut genug. Aber warte ab…
15. Wenn man anfängt, sich mit Naturkosmetik zu beschäftigen, dann wirkt sich das auch auf das restliche Leben aus. Wie hat es Deinen Lebensstil beeinflusst? Achtest Du darauf, dass die Lebensmittel bio sind?
Für zuhause kaufe ich so viel Bio-Lebensmittel wie nur möglich. Wenn wir essen gehen, ist es allerdings schwieriger, besonders wenn wir Chinesisch essen. Es gibt noch keine chinesischen Bio-Restaurants.
Wird in den Stores und in den Spas auf Nachhaltigkeit wie z.B. Mülltrennung und – vermeidung geachtet. Sind die Handtücher z.B. aus Biobaumwolle?
Ja, wir trennen unseren Müll und ermutigen unsere Kunden, die wiederverwendbaren Taschen zu kaufen, statt die Papiertaschen zu nehmen. Alle Einnahmen durch den Verkauf der Tasche spenden wir zu 100%, sogar ohne Abzug der Produktionskosten, an lokale Charity-Organisationen, die zum Beispiel dafür sorgen, dass Hotelessen recycelt wird. Unsere Handtücher sind auch aus Bio-Baumwolle.
16. Welche Pläne hast Du für die Zukunft? Vielleicht eine eigene Pflegeserie?
Wir werden bald unseren globalen Online-Store eröffnen und können somit auch Kunden außerhalb von Hongkong erreichen! Wir bekommen nämlich sehr viele Nachfragen.
Beyorg wird weiterhin durch den Verkauf der besten Marken und Produkte eines der führenden Store-Konzepte in dem Bereich sein und ja, du wirst unsere eigene Pflege-Linie auch in der nahen Zukunft sehen.
Bilder: Benedikt Schnermann, Asmona Logan