Kinderfrei und Spaß dabei

Bild: Joolz

Ich habe lange überlegt, ob ich über das Thema „kinderfrei“ schreiben und meiner Leserschaft so einen tiefen Einblick in mein Leben gewähren soll, da dieses Thema eines der Dinge in meinem Leben war, welches ich mit viel Schmerzen verbinde. Aber nicht aus dem Grund, den man vielleicht sofort vermuten würde. Dazu gleich.

Mir sind jedoch in letzter Zeit einige Frauen begegnet, die sich mit ihrer Situation (ich vermeide bewusst den Ausdruck Schicksal) alleine gelassen und nicht verstanden fühlen, mit sich nicht im Reinen sind, sich unvollständig, nicht als ganze Frau fühlen. Die schwer mit dem Druck von außen klarkommen. Als ich aber mit ihnen sprach, von meinen Erfahrungen und von meinem jetzigen Leben als kinderfreie Frau berichtete und dann erlebte, wie meine Geschichte ihnen eine andere Sichtweise auf ihre Situation ermöglicht, war ich jedes Mal dankbar und gerührt, ihnen etwas von mir mit auf ihren Weg geben zu können.

Kinderfrei nicht kinderlos

Ich bin kinderfrei! Ich wähle bewusst diesen Begriff „kinderfrei“, denn „kinderlos“ hört und fühlt sich an, als wäre ich unvollständig, weil ich kein Kind geboren habe und mir damit etwas im Leben fehlt.

Bei mir war es keine bewusste Entscheidung gegen ein Kind. Vielmehr hat mein Körper mir diese Entscheidung abgenommen. Denn seit meinen Zwanzigern habe ich Myome auf der Gebärmutter. Die haben im Laufe der Jahre dazu geführt, dass meine Menstruation immer stärker, schmerzhafter und unregelmäßiger wurde. Ich bekam in dieser Zeit blutstillende Spritzen, wurde künstlich über Monate in die Wechseljahre versetzt und experimentierte mit verschiedenen Anti-Baby-Pillen und Hormontherapien. Dazu regelmäßig Akupunktur und Besuche bei meiner Heilpraktikerin. Ich konnte während der Menstruation das Haus zwei bis drei Tage nicht verlassen und nahm regelmäßig hochdosierte Schmerzmittel zu mir. Hatte dazu noch chronischen Eisenmangel, was dazu führte, dass ich immer müde war, keinen Sport machen konnte und mein Übergewicht durch die Hormoneinnahme nicht los wurde. Auch die beiden OPs brachten keinen Erfolg, genauso wenig wie die myomfreundliche Ernährungsweise.

Als ich an einem Donnerstagabend im März 2014 einen Vortrag vorzeitig verlassen musste, weil ich durch den massiven Blutverlust einen Kreislaufkollaps erlitt, habe ich den Entschluss gefasst, meine Gebärmutter zu entfernen.

Eine schwere, aber richtige Entscheidung

Dieser Schritt ist mir nicht leichtgefallen. Aber unter den gegebenen Umständen war mein Zustand für mich körperlich, aber vor allem emotional und mental nicht mehr tragbar. Ich wollte endlich davon frei sein!

Ich habe mich wochenlang auf die Operation vorbereitet. Ich bekam Eiseninfusionen, damit ich nach der OP nicht wieder in so ein körperliches Tief fallen würde. Und meine Heilpraktikerin Julia Schuster bereitete mich energetisch und emotional darauf vor, was kommen würde. Täglich kommunizierte ich mit meinem Körper, damit alle Organe sich in Ruhe auf die Operation und die neue Situation, also die Lücke durch die fehlende Gebärmutter, vorbereiten können. Am 02. Mai. 2014 war es soweit. Nun werden viele denken, dass ich betrübt und traurig war. Eher das Gegenteil war der Fall. Ich war in Hochstimmung.

Glücklich, den Leidensweg hinter mir zu lassen und endlich das Leben leben zu können, das ich schon immer wollte, nämlich u.a. mit Reisen und Sport, etwas, was mir über Jahre verwehrt geblieben war. Was mir sehr geholfen hat, war das, was meine liebe Freundin Kati Grotemeyer kurz vor dem Termin zu mir sagte: „Asmona, in Deinem letzten Leben hattest Du 10 Kinder, die Dir all Deine Energie ausgesaugt haben. Da war nichts mehr für Dich selbst übrig. Dieses Leben ist nun dazu da, dass Du Dich erholst und Dich nur um Dich selbst kümmerst!“.

Dafür bin ich ihr mein Leben lang dankbar, denn das hat mir ein ganzes Stück der Trauer genommen, die natürlich da war. Denn zu wissen, dass man niemals ein Kind zur Welt bringen wird, wenn man weiß, dass man eine tolle Mütter wäre, ist etwas, das einem das Herz schwer machen kann. Es ist ein Abschied, der Zeit braucht, um bewältigt zu werden. Mein Glück ist, dass ich schon einmal schwanger war und weiß, wie es sich anfühlt, ein Kind in sich wachsen zu haben. Leider habe ich es verloren. Und trotzdem bin ich für diese Erfahrung und das Gefühl dankbar. Weiter hat mir geholfen, dass mein Arzt mir nach der gelungenen Operation mitteilte, dass ich mit der Gebärmutter niemals hätte schwanger werden können, und dass dieser Eingriff das Beste war, was ich machen konnte.

Trauer gehört dazu

Ich bin schnell genesen und fühlte mich wochenlang wie neugeboren. Aber irgendwann kam ein emotionales Tief, und ich zweifelte an meiner Entscheidung, fühlte mich nicht mehr als vollwertige Frau. Vor allem weil ich mehrmals gefragt wurde, wann es denn bei mir so weit wäre. Da half nur der Besuch bei meiner Heilpraktikerin, um mich wieder in meine Mitte zu bringen. Nun gibt es keine Lücke mehr in meinem Körper. Die wurde imaginär mit einer riesigen pinkfarbenen Satinschleife zusammengezogen, und ich fühle nun täglich die Freiheit, das mir gegeben wurde. Nämlich eine 2. Chance, mein Leben so zu gestalten, wie ich es immer haben wollte.

Nun sind zwei Jahre seit der Operation vergangen. Ich bin seitdem viel gereist, habe mit Sport angefangen und mich sehr verändert und verändere mich auch weiter. Der 2. Mai ist mein 2. Geburtstag, der auch gebührend gefeiert wird. Hört sich vielleicht etwas schräg an, aber nach fast 20 Jahren Leidensweg bin ich jeden Tag dankbar für die neue Lebensqualität.

Dies ist mein Weg, damit umzugehen. Aber jede Frau muss ihren persönlichen Weg finden. Und ich kann jeder Frau nur empfehlen, sich professionelle Unterstützung zu suchen, wenn es sich für sie wie „kinderlos“ anfühlt, Trauer und Verzweiflung sie im Griff haben. Manchmal ist es auch gut, sich gezielt Frauen zu suchen, die auch kinderfrei und damit im Reinen sind. Dann stehen Kinder als Gesprächsthema auch nicht an erster Stelle.

Kinder gehören trotzdem zu meinem Leben

Fühle ich eine Leere, weil ich keine Mutter bin? Nein. Fühle ich mich nicht als vollwertige Frau? Nein. Vermisse ich eine eigene Familie mit Kindern? Manchmal. Aber ich bin von Kindern umgeben. Wenn ich Lust auf Familie und Kids habe, docke ich mich einfach an eine meiner Freundinnen an und erlebe dann genügend Familienleben. Gerade erst habe ich 5 Tage in Dänemark mit meinem Patenkind, dessen Schwester und ihren Eltern verbracht. Dazu kam noch eine befreundete Familie, die 3 Jungs im Alter von 10-12 hat. Es war herrlich. Sogar das Bett mit einer Sechsjährigen zu teilen, die sich so dicht an mich gekuschelt hat, dass wir gemeinsam auf gefühlten 50 Zentimetern schliefen, war ein schönes Erlebnis.

So sehr ich das genossen habe, so sehr liebe ich auch die Freiheit, die mein kinderfreies Leben mit sich bringt: Ausschlafen, Netflix-Marathon-Wochenende, Buch in zwei Tagen durchlesen. Keine Rücksicht auf Kita-Zeiten, Schulferien etc. nehmen. Stundenlang im Bad einen Beauty Day einlegen, ohne von den Kids gestört zu werden. Um mal einiges zu nennen. Nur für mich alleine verantwortlich zu sein. Das ist weder schlechter noch besser, als ein Leben mit Kindern.

Es ist einfach anders und darum auf eigene Weise genauso erfüllend wie ein Leben als Mutter.

Auch wenn Frau kinderfrei ist, heißt das nicht, dass man seine mütterlichen Gefühle, falls vorhanden, nicht ausleben kann. Es gibt genügend Möglichkeiten! Ich kenne keine Freundin, die sich nicht darüber freut, wenn man Zeit mit ihren Kids verbringt, damit sie Zeit für sich selbst hat. Es gibt auch andere Kinder, denen Zuwendung fehlt und die sich darüber freuen, z.B. wöchentlich vorgelesen zu bekommen.

Ich stehe jetzt mehr denn je zu der Tatsache, dass ich keine Kinder habe und bin damit ganz in meiner Mitte. Dieses Gefühl, mit sich im Reinen zu sein, wünsche ich jeder kinderfreien Frau! Sei es nun eine bewusst getroffene Entscheidung oder eine, die die Natur für sie getroffen hat.

Bitte mehr Sensibilität

Was ich mir auch wünsche, ist eine Umgebung, die „kinderfrei“ einfach akzeptiert, Kommentare in der Richtung für sich behält und Sensibilität walten lässt. Unterlasst es, Frauen zu fragen, wann es denn bei ihnen so weit wäre. Vor allem, wenn man sie kaum kennt. Es könnte sein, dass man eine Frau trifft, die sich so sehr ein Kind wünscht und keins bekommen kann. Wie unsensibel und grausam sind solche Fragen? Am besten noch von einer Schwangeren. Man fragt Männer ja auch selten, wann sie endlich Vater werden! Erzählt einer kinderfreien Frau nicht, dass sie etwas verpasst im Leben und dass man erst durch ein Kind wirklich lebt. Was war denn vor dem Kind? Hat man als Frau davor nicht gelebt? Und bei: „Im Alter wirst Du alleine sein, wenn Du keine Kinder hast!“ verdrehe ich jedes Mal die Augen. Geht doch bitte einmal in ein Altersheim und fragt das Personal, wie viele Bewohner tatsächlich regelmäßig Besuch von ihren Kindern bekommen. Die Antwort ist ernüchternd. Kinder schützen im Alter nicht vor Einsamkeit.

Hört bitte einfach auf, uns Euer Lebensmodell schmackhaft machen zu wollen. Wir sagen ja auch nicht: „Mit Kind verpasst Du Dein ganzes Leben!“. Einfach leben und leben lassen!

Zumal das tradierte Frauenbild von immer mehr Frauen infrage gestellt wird und die Debatten zum Thema Kinderkriegen hitziger geworden sind. Der hohe gesellschaftliche Erwartungsdruck beim Thema Kinder und die damit verbundene Frauen- bzw. Mutterrolle kollidieren mit dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben, welcher Kinder eben nicht mehr zwingend als Quelle des Glücks betrachtet.

Das tradierte Frauenbild

Eine aktuelle Studie des Delta-Instituts für Sozialforschung im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt auch, dass Geld und finanzielle Unabhängigkeit ein großes Thema bei der Entscheidung gegen ein Kind ist. Denn oftmals verfallen Frauen in traditionelle Rollen, sobald der Nachwuchs da ist, da der Mann auch heute noch meist mehr verdient. d.h. für die Mehrheit der Mütter bedeutet Kinderkriegen gar nicht mehr arbeiten, einer Geringbeschäftigung nach gehen oder in Teilzeit arbeiten. Altersarmut lässt grüßen. Eine Aussicht, gegen die sich Frauen immer häufiger entscheiden.

Begünstigt wird die Entscheidung gegen ein Kind auch durch die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die letzte Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt, dass ein Viertel der Frauen (24 Prozent), die zwischen 1964 und 1968 in Westdeutschland geboren wurden, keine Kinder haben. In diesen Jahrgängen sind mehr als 30 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss kinderfrei geblieben. Grund dafür ist die bewusste Entscheidung gegen Nachwuchs, weil sie Beruf und Elternschaft für nicht vereinbar halten. Bei den Geburtsjahrgängen 1970 bis 1980 nehmen die Forscher an, dass 22 Prozent kinderfrei bleiben werden und bei den Jahrgängen 1969 bis 1973 sogar 30 Prozent.

Mal abgesehen von oftmals unflexiblen Betreuungszeiten, hohen Betreuungskosten, unzureichenden Betreuungsplätzen, sind es antiquierte Vorstellungen, die berufstätigen Müttern das Leben schwer machen. Die Studie hat herausgefunden, dass in Westdeutschland 63 Prozent der Befragten diesen beiden Sätzen zustimmen, in Ostdeutschland nur 36 Prozent. „Kinder, die den Großteil der Woche in einer Tagesstätte verbringen, werden später im Leben Probleme haben.“ Oder: „Ein Vorschulkind wird darunter leiden, wenn seine Mutter arbeitet.“

Und dann sorgt die Soziologin Orna Donath mit ihrer Studie „Regretting motherhood“ seit geraumer Zeit für Diskussionen und bei vielen für Empörung, weil Frauen endlich ehrlich zugaben, dass die Mutterrolle sie nicht erfüllt und sie das Kinderkriegen bereuen. Unter #regrettingmotherhood gibt es eine Menge zu lesen und ich begrüße diesen offenen Austausch, um endlich an dem Mythos der heiligen Mutter zu rütteln und daran, dass Muttersein zwingend zu einem Frauenleben gehört.

Auch Mütter dürfen mal kinderfrei kommunizieren

Was ich mir noch wünsche ist mehr Verständnis vonseiten der Mütter, wenn sie sich mit einer kinderfreien Frau treffen, dass sich die Gespräche nicht nur um Kinder drehen. Denn so wie sie Rücksicht darauf nimmt, dass vieles mit Kindern erst einmal nicht möglich ist, so sollte auch darauf Rücksicht genommen werden, dass sich nicht alles um die Kinder dreht. Wenn es beim Treffen meiner Ladies überhand nimmt, dann sage ich auch etwas dazu. Denn ich möchte mich nicht mit ihnen treffen, um stundenlang über ihre Kinder zu sprechen, sondern auch um etwas von ihnen als Frau und Freundin mitzubekommen. Aber wir haben mittlerweile die Balance gefunden.
Ladet uns auch nicht aus, wenn es einen Kindergeburtstag zu feiern gibt oder am Wochenende mit anderen Familien Kinderprogramm angesagt ist. Vielleicht freuen wir uns über die Einladung und verbringen gerne und freiwillig Zeit mit Euch und Euren Kindern.

Und was mache ich nun zukünftig mit meinem kinderfreien Leben? Es natürlich in vollen Zügen genießen und es weiterhin aufregend gestalten. D.h. noch mehr reisen, mehr Sport und Dinge ausprobieren, die ich bis jetzt noch nicht gemacht habe. Auf Fanö war es Strandsegeln. Nächstes Jahr vielleicht surfen?

Danke an Joolz für das Bild. Hier zu sehen mit dem neuesten Modell: der Joolz Day2. Mehr Informationen gibt es hier.

Kleid, Schmuck: Marina Rinaldi

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Veröffentlicht am
9. Oktober 2016



Kommentare

  • Ein toller, ehrlicher Bericht über ein sehr persönliches und emotionales Thema! Ich finde es bewundernswert wie positiv und optimistisch Deine Einstellung ist und bin mir ganz sicher, dass du ein toller Babysitter für Deine Freundinnen bist:-) leider verfügen viele kinderlose Frauen oft über eine „anti-Kinder Attitüde“ und reagieren Kindern gegenüber aggressiv und genervt. Nur was bitte können die Kinder dafür? Viele haben einfach nicht den Mut zuzugeben, warum sie „kinderfrei“sind, wobei ein Leben ohne eigene Kinder ja nicht gleich ein komplett kinderfreies Leben sein muss, wie Du es auch schilderst. Du bist eine sehr mutige lebensbejahende Frau und durch diesen Artikel hast du wieder einmal bewiesen, dass du ein ganz toller und besonderer Mensch bist, liebe Asmona!

  • Danke für den offenen und ehrlichen Blogpost. Ich lebe auch glücklich kinderfrei, auch nicht ganz freiwillig ( ähnliche Geschichte wie Deine). Du hast hundertprozentig recht mit diesem Text. Ein Leben kann auch ohne eigene Kinder sehr erfüllend sein.

  • Super Artikel! Danke, Danke, Danke! Und als Mutter von zwei Töchtern kann ich dazu ergänzen, dass wenn eine Frau Kinder bekommt, um sich selbst damit als vollwertige Frau zu empfinden, etwas ganz elementares nicht ‚geheilt‘ ist. Frau ist man, mit oder ohne Kinder!!! Wir alle benötigen bei diesem sensiblen Thema mehr Toleranz!

  • Schöner Artikel!
    Ich habe einen Sohn und habe auch wirklich keine Lust nur über Kinder zu reden ….
    Du Welt hat so viel mehr zu bieten!

    Danke dafür!

  • ein sehr guter, weil ehrlicher artikel! und einer, mit dem sich bestimmt viele FRAUEN identifizieren können – denn das sind wir ja zuallerst, ob mit oder ohne kind, auch wenn das einige muttis (und nehme mich selber dabei nicht aus) manchmal im daily life flow vergessen

  • Guter Artikel! Ich bin Mutter und konnte es mir vorher lange nicht vorstellen, Mutter zu sein. Darüber blogge ich auch. Es hat auch eine Zeit lang gedauert, sich daran zu gewöhnen. Es ist ein anderes Leben als vorher. Jetzt finde ich es schöner, aber ich glaube, dass das nicht zwangsläufig so sein muss. Jede Frau sollte das selbst entscheiden dürfen. Und: Ich bin froh, wenn ich mit meinen Mädels abends nicht über Kinder, Kita und Kacka sprechen muss;)

    • Liebe Kristina,
      vielen Dank für Dein Feedback. Es freut mich sehr, dass ich auch von Müttern Zuspruch erhalte und es nicht Mütter gegen kinderfreie Frauen ist. Respekt und Toleranz ist mit das Beste, was wir Frauen uns untereinander schenken können. Weiterhin viel Spaß mit Deinen Mädels und den „kinderfreien“ Abenden. 😉
      Asmona

  • Du sprichst mir aus der Seele!!!! Dieser Sexismus, denn nichts anderes ist es, wenn man Frauen auf ihre biologische Fähigkeit Kinder zu gebären reduziert, macht mich jedes Mal, wenn ich damit konfrontiert werde, wütend. Vor allem, wenn man selbstbewusst dazu steht gewollt kinderfrei zu sein, wird man mit einer ganzen Bandbreite von Reaktionen konfrontiert. Da ist von Unverständnis über Missionsversuche bis zu Aggression so ziemlich alles dabei. Ich weiß nicht warum, aber es scheint vielen Müttern schwer zu fallen, nach dem Prinzip leben und leben lassen, anderen Frauen die Umsetzung anderer eigener Vorstellungen von einem erfüllten und glücklichen Leben zuzugestehen. Aber ich als Kinderfreie stelle mich doch auch nicht hin und setze Mütter unter Rechtfertigungsdruck, indem ich ihre Entscheidung für ein Kind in Anbetracht von Überbevölkerung und Umweltzerstörung permanent in Frage stelle und ihnen damit Verantwortungslosigkeit unterstelle. Mütter, die gefühlt andere Frauen am liebsten zum Kinderkriegen zwingen würden, sollten sich vielleicht mal fragen, wie sich sich fühlen würden, wenn kinderfreie Frauen ihnen ständig unter die Nase reiben würden, was sie doch alles im Leben verpassen und wieviel schöner ein Leben ohne Kinder ist. Dass ich das so empfinde und jedes Mal, wenn ich eine Freundin mit Kind zu Besuch hatte oder besucht habe, froh bin keine Kinder zu haben, steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber ich behalte das meistens aus Rücksicht oder Höflichkeit für mich. Obwohl inzwischen bin ich immer weniger bereit den Mund zu halten, wenn mal wieder das Argument: du weißt nicht, was du verpasst ins Feld geführt wird. Warum soll ich schweigen, während sich andere das Recht herausnehmen in Form von Fragen oder Kommentaren übergriffig zu werden, z.B die Unverschämtheit, jemanden, der sich gegen Kinder entscheidet, Egoismus zu unterstellen. Dass man ein Kind in die Welt setzt, weil man sich eins wünscht, ist genauso egoistisch, weil es sich letztlich auch um nichts anderes als die Erfüllung eines persönlichen Wunsches oder das Ausleben der eigenen Vorstellungen handelt. Mit Altruismus, wie viele einem glauben machen möchten, hat das rein gar nichts zu tun. Und das ist auch gut so, denn der einzige Grund ein Kind in die Welt zu setzen, sollte der sein, dass man sich ein Kind wünscht. Und diejenigen, bei denen das nicht der Fall ist, sollte man kinderwunschlos glücklich sein lassen.

  • Ich bin über ze.tt heute auf Deinen Artikel gestossen und kann nur sagen: der musste mal geschrieben werden. Meine „Sachlage“ ist etwas anders: bei mir hat sich der Wunsch, Mutter zu werden, nie eingestellt. Ich dachte das kommt schon noch. Aber in meinen 20ern hatte ich mit Studium und Ausbildung das Gefühl, kaum die Verantwortung für mich selber übernehmen zu können, geschweige denn für ein Kind (nichmal ein Haustier). Ende 20 Anfang 30 gab es dann keinen passenden Partner. Dann hatte ich wieder einen, aber immer noch keinen Kinderwunsch. Das Gute jenseits der 40: da fragt dann endlich keiner mehr nach. Es ist „rum“.

    Ich habe auch schon einiges gehört, vor allem „Du verpasst was“. Nun. Es sagen auch einige, man muss mal mitm Fallschirm aus nem Flugzeug gesprungen sein, sonst verpasst man was. Mach ich trotzdem nicht. Und schon gar nicht sollte man aus Gründen wie „das gehört so“ einfach Kinder kriegen. Es geht hier um MENSCHEN! Wir sind ja heute in der glücklichen Lage, das selbst entscheiden zu können und Verhütungsmittel sind verfügbar.
    Genausoschlimm finde ich „aber dann bist Du im Alter allein“. Werde ich nich sein, denn ich arbeite aktiv an den Beziehungen zu meiner Familie und meinen Freunden. Und wenn ich sehe, wieviele Kinder mit ihren Eltern verstritten sind, dann war das ja wohl auch nich die Lösung. Und: „Einsamkeit im Alter“ kann ja wohl kaum ein Grund fürs Kinder kriegen sein. Das empfände ich als Grund ja sogar noch egoistischer, als der Egoismus der Kinderfreien unterstellt wird.

    Egoismus hat mir in der Tat noch keiner vorgeworfen, liegt aber auch daran, daß ich mich neben meiner Arbeit auch viel ehrenamtlich engagiere. Das könnte ich mit Familie nicht. Ich bewundere, daß Eltern sich noch so Dinge wie „Elternvertretung“ in KiTa und Schule ans Bein binden, das alles ist zusätzliche Belastung für einen ohnehin ausgefüllten Alltag.

    Auch in meinem Leben gibt es Kinder. Eines hat auch schonmal festgestellt, dass ich in meinem Leben eben andere Dinge tun kann als jemand mit Kindern, ganz neutral stellte sie das in den Raum.
    Und: ich bin kein ausgesprochenes Fangirl von Alice Schwarzer, aber sie sagte etwas sehr Wahres: „Man muss nicht jedes Kind, das man ins Leben begleitet, auch selbst zur Welt gebracht haben.“
    In diesem Sinne versuche ich mich einzubringen.

  • Hallo, vielen Dank und Hut ab für den großartigen Artikel! Ich finde es ganz ganz toll, wie entspannt und offen Sie hier über dieses Thema reden können.
    Liebe Frau Logan, Sie sprechen mir wirklich aus der Seele. <3

    Mein Mann und ich mussten uns mit dem Thema "(keine) Kinder" wohl bewusster und mit kühlerem Blick auseinander setzen als sehr viele andere.
    Wir haben vier Jahre lang vergeblich versucht, Kinder zu bekommen. Ich ärgerte mich schon in dieser Zeit tierisch, wie ungleich bei diesem Thema Männer und Frauen gemessen werden. Ein Mann muss auch nicht erst Vater werden, um zu sich selbst und zu seiner wahren Identität zu finden ! Als Mann wird man nicht gefragt, wann es denn soweit ist. Von weiteren indiskreten Fragen ganz zu schweigen – ich finde Ihre verbalen Konter übrigens ganz klasse 🙂 großes Kompliment!!

    Wir haben uns nach etlichem Abwägen für künstliche Befruchtung entschieden. Wenn man so viel in die Waagschale zu werfen bereit ist, sollte man illusions- und schonungslos auch den Nachteilen ins Auge blicken.
    Uns war angesichts der Beobachtungen in Freundeskreis und Familie klar, dass wir mit Kindern auch zu enorm vielen Einschränkungen im Leben Ja sagen können müssten und zu mehrjährigen Wohlbefindens-Durststrecken. Und dass Kinder eine Blackbox sind, nicht einfach funktionieren, behindert sein könnten, eine Beziehung erstmal enorm strapazieren. Wenn mein Mann nicht der kinderliebste und tauglichste aller möglichen Väter wäre, der den Hauptanteil der Erziehung übernehmen und wie ein Löwe zu mir stehen würde, ich hätte nie erwogen, Mutter zu werden.

    Wir haben in der Tat 3 künstliche Befruchtungen über uns ergehen lassen – vergeblich. Beim letzten Versuch landete ich mit lebensbedrohlichen Komplikationen auf Intensivstation. Da war für uns definitiv Schluss. Mich regte wirklich auf, welche immense Leidensbereitschaft von Frauen beim Thema Kinderkriegen verlangt wird, wie tiefgreifend die Einschnitte ins Ich, in die körperliche Unversehrtheit so sind und wie selbstverständlich das erwartet wird. Und wie schlecht teilweise gynäkologische Erkrankungen erforscht sind! Das ist einfach Sexismus. Da kann ich Ihrer Vorgeschichte sehr gut nachfühlen, wie lange haben Sie sich gequält…

    Und mich störte auch, wie wenige Role Models für ein kinderfreies Leben es so gibt !! Ich habe daher aktiv danach gesucht.
    Schließlich hatten mein Mann und ich hatten diverse Pläne für ein erfülltes und spannendes Leben – so viele Dinge, bei denen man dann einfach FREI ist! (kein Wohnort in der Nähe von Schulen nötig, kein Problem, mehrere Jahre ins Ausland zu gehen, kein Zwang, permanent zu verdienen für unnötige Dinge wie Haus, Kombi, Kinderwagen – die Möglichkeiten wurden endlos )

    Der Weg mit Kindern erscheint aber erstmal so bequem ausgetrampelt: Kinder versorgen einen vermeintlich wie aus der Instant-Büchse mit Instant-Lebenssinn, führen einen durchs Leben (bzw. bestimmen die einschränkenden Lebenszwänge) und sind, im Falle von biologischen Kindern, natürlich narzisstische Selbstbestätigung (wenn auch eine, für die man viel opfern muss). . Als kinderfreies Paar muss man selbst aktiv und kreativ werden und für sich selbst einen Masterplan entwickeln, wie man sich gemeinsam entwickeln möchte im Leben. Und sich überlegen, was von einem weiterleben möge. Aber wenn man erstmal in diese Richtung zu denken gelernt hat, entwickeln sich hier unglaubliche Chancen.

    Ich bin dann doch überraschend schwanger geworden, hatte allerdings aufgrund meiner Disposition eine nicht wirklich schöne Schwangerschaft mit permanentem Erbrechen. Auch hier fiel mir das mit den Ansprüchen an die Leidensfähigkeit wieder sehr unangenehm auf. Ich muss auch sagen, wenn es sich für mich zu einer Gesundheitsbedrohung entwickelt hätte, ich hätte mich nicht selbst geopfert. Das Muttersein sehe ich jetzt halt als eine zusätzliche, natürlich tolle und bereichernde Facette an, aber viel stärker definiere ich mich über Partnerschaft und natürlich meinen Beruf.
    Meine mütterliche Seite hätte ich auch an unseren Patenkindern zur Genüge pflegen können – so wie Sie es uns wirklich sehr schön und warmherzig geschildert haben 🙂

    Ansonsten habe ich mir noch ein paar Gedanken über die "Lagerbildung" gemacht.
    Mütter, die nach Kinderfreien "beissen", sind oft innerlich selbstunsicher/ überfordert / bereuen ihre Entscheidung für Kinder ohne sich dies eingestehen zu können – und wollen daher nicht wahrhaben, dass man auch ohne all die Selbstaufopferung glücklich sein kann. So erscheint die Kinderfreie denn als verkörperte Provokation bzw. Projektion: Kein ruinierter Körper, keine durchmachten Nächte, keine brachliegende Karriere, kein in Gedanken bei der Praktikantin befindlicher Ehemann – etc.
    Kinderfreie, die von Kindern genervt sind, mussten vielleicht nicht ganz freiwillig verzichten und sind noch nicht im Reinen damit. Gerade weil die Trauer um etwas, was noch nicht gab, von der Gesellschaft nicht verstanden oder akzeptiert wird. Die Ratschläge, die man als Kinderlose bekommt, sind leider selten hilfreich oder einfühlsam. Und wenn man aufs Brot gestrichen bekommt, was man selbst noch vermisst, da können Wunden wieder aufreißen und da kann man auf Familien oder Kinder auch mal allergisch reagieren. Oder man möchte dann ganz bewusst anders leben.
    Oder es war für die Kinderfreie einfach noch nie eine Option und daher empfinden sie kindsbedingte Einschränkungen als die Zumutung, die sie ohne die rosa Brille eben sind.
    Dass man egal ob mit oder ohne Kindern den jeweiligen Zustand zwischenzeitlich auch mal "bereut", ist denke ich hingegen ganz normal und damit sollte man ruhig offen umgehen. Je unverkrampfter, desto besser. Danke auch dafür, liebe Autorin!!!

    Als Fazit unserer Geschichte: Keiner der Wege "Kind ja/nein" macht _automatisch_ von _vornherein_ glücklicher – das bereitet man sich selbst durch die nötige Gelassenheit und Kreativität.
    Letztlich ist es ein sexistisches Unding, dass man sich als Frau 2016 immer noch viel zu stark nach der K-Frage beurteilen lassen muss,
    dieser Artikel ist für mich also ein schöner Schritt in die richtige Richtung:
    Liebe Frau Logan, fühlen Sie sich daher für diesen mutigen, tollen, ehrlichen Artikel umarmt !!!

  • Wunderbarer Artikel, herzlichen Dank dafür!

    Jetzt mit 50 bekomme ich häufig bedauernde Blicke, wenn ich sage, dass ich kinderfrei bin und nie Kinder wollte. Am schlimmsten sind die Blicke, wenn ich sage, dass ich Single und kinderfrei bin „Ach, die Arme, hat wohl keinen abgekriegt und Kinder hat sie auch nicht!“ Man kann den Satz förmlich hören, auch wenn er nicht ausgesprochen wird.

    Zeitgleich erfahre ich Neid, wenn ich erwähne, was ich alles in meiner Freizeit unternehme und wo ich überall hinreise „Das kann man natürlich OHNE KINDER gut machen, ich habe ja FAMILIE!“

    Es wird wirklich Zeit, dass sich in den Köpfen etwas ändert.
    Ich werde Ihren Artikel an meine Freundinnen und Freude mit und ohne Kinder weitergeben.