Teatime im Eaton Place, Hamburg

Eaton Place

Nicht erst seit Downton Abbey liebe ich die britische Teatime. Das Faible für Tea, Scones mit Clotted Cream und Sandwiches habe ich schon seit ich Teenager bin. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich einen Salon führen und mehrmals im Monat zu einer Teatime einladen. Bis ich das vielleicht eines Tages einmal erleben werde, freue ich mich über die Besuche im Eaton Place, ein Ort aus einer anderen Zeit, wo Zeit keine Rolle spielt, dafür aber Gastgeberqualitäten und das Festhalten an traditionellem Handwerk. Bei einem High Tea traf ich mich mit einem der Betreiber, Jörg Schröder, zum Plausch, um mehr rund um die traditionelle Teatime zu erfahren.

Eaton Place Cake
Eaton Place Speise Getränke
Eaton Place Hamburg

BeautyDelicious: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ein Café mit Teatime zu eröffnen?

Jörg Schröder: Antonio und ich kommen aus derselben Firma. Wir haben bei einem Kreditversicherer gearbeitet. Ich habe mich vor acht Jahren selbstständig gemacht und wollte schon damals ein Café/einen Tearoom eröffnen, brauchte aber einen Partner. Antonio war noch nicht bereit für diesen Schritt, hat ihn dann aber 2017 gewagt. Seitdem haben wir intensiv an einem Konzept gearbeitet, das Britannien und das Commonwealth in den Vordergrund als Thema stellt, aber vor allem die gute alte Zeit des entspannten Verweilens, des Gesprächs, der Ruhe ohne störende Begleiterscheinungen wie Musik, ungedämmter Räume und Handy-Nutzer, die sich nicht mehr ins Gesicht schauen. Der eigentliche Startpunkt für die Idee kam aber 2010 in Rom. Dort gibt es an der Spanischen Treppe den Tearoom Mrs. Babbington, der schon seit 1743 dort existiert. An einem heißen Tag inmitten dieser Touristen-Lärmhölle kehrten wir dort kurz und eher zufällig ein. Wir kamen uns vor wie in einer Zeitreise direkt nach Cornwall. Absolute Stille und ein Café komplett aus der Zeit gefallen. Sowas muss es auch in Hamburg geben. Damals war das eine lose Idee, die sich über Jahre immer weiter verfestigt hat.

Eaton Place Hamburg Buffet

BeautyDelicious: Wo/wie habt Ihr das Wissen über die Teatime erworben?

Jörg Schröder: Wir sind große Britannien-Fans und ich bin geschichtlich sehr interessiert. Manchmal wird mir gesagt, ich würde in der falschen Zeit leben. Die Geschichte des Afternoon Tea, des High Tea, der Unterschiede und der Möglichkeit der Konversation in gelassener Atmosphäre begegnet einem dort zwangsläufig. Gemeinsam sind uns aber gute Sitte und Benehmen sehr wichtig. Wenn das so ist, fällt einem in dieser Zeit häufig auf, dass diese Sitten fehlen. Mit dieser Beobachtung im Hinterkopf, beschäftigt man sich dann zwangsläufig mit der Zeremonie, die England pur ist. Hinzu kommt das Interesse für Tee und Kaffee. Auch hier ist geschichtlich viel zu erfahren. Also sind wir durch die Gier nach Wissen zu diesem Thema gekommen: Bücher, Internet, Biografien, tolle Filme und die Serie „Das Haus am Eaton Place“ als Initialzündung in unserer Kindheit.

BeautyDelicious: Was darf bei einer richtigen Teatime nicht fehlen?

Jörg Schröder: Natürlich der Tee 🙂 Aber die Teatime ist mehr. Traditionell bildete die Teatime die Möglichkeit der gepflegten Konversation auch über Klassen hinweg. Etwas, was im 19. Jahrhundert eher schwierig war. Damals war es eben nicht möglich, ungezwungen zu sprechen und sich als Duchess zu einer Dame des niederen Adels zu setzen, ohne dass die Nase gerümpft wurde.

Teatime

Die Teatime hat diese Grenzen aufgelöst – zumindest etwas. Als nach 1840 diese Sitte auch in dem Bürgertum übernommen wurde, wurde ein Rahmen geschaffen, Gäste zu einer bestimmten Zeit zu empfangen, aber auch wieder nach einer gewissen Zeit zu verabschieden. Etwas, was noch heute in Grossbritannien Sitte ist. Eine herrliche Sitte, denn sie entlastet alle – Gastgeber und Gast – und schafft einen sicheren Rahmen. Wir beobachten das auch. Durch die Etagere sind die Menschen immer bei einem Small-Talk-Thema, etwas Verbindendem, nämlich dem Genuss. Fotos machen und gemeinsam schlemmen. Wir sehen niemals Menschen, die sich nicht unterhalten und am Handy datteln. Also bei einer Teatime dürfen das Gespräch und der passende Rahmen nicht fehlen. Wenn das vorhanden ist, kommt es auf die Art der Teatime an. Beim Cream Tea gehören Scones, Clotted Cream und Marmelade dazu. Beim Afternoon Tea immer die Etagere, Fingersandwiches, Scones und vor allem Feingebäck, Petit Four. Und beim High Tea die etwas herzhafteren Dinge auf einer Etagere. Tee ist tatsächlich eher zweitrangig.

Jörg Schröder Eaton Place

BeautyDelicious: Warum habt Ihr eigene Tees kreiert und welche Sorten gibt es?

Jörg Schröder: Uns waren bestimmte Sorten wichtig, die perfekt zu unseren Kuchen, die allesamt nach alten Rezepten mit ausgezeichneten Zutaten gebacken werden, passen. Das ist uns gelungen. Das sollten starke Tees sein, mildere, Früchte- und grüne Tees. Insgesamt wurden es 16 Sorten.

Asmona Logan Eaton Place

BeautyDelicious: Was ist Euer USP gegenüber Hotels und ihrer Teatime?

Jörg Schröder: Unser USP ist die Gediegenheit, ohne überkandidelt zu sein. Hier fühlt man sich wohler als im Hotel. Wir verstehen uns alle als Gastgeber und haben Spaß daran, wenn die Menschen Spaß an der Teatime haben. Nur bei uns bekommst Du eine solche Auswahl an Scones. Wir sind die einzigen in Deutschland und sogar in England eher kaum anzutreffen, die Cream Tea, Afternoon Tea und High Tea anbieten. Also tatsächlich die Formen, die es bei der Teatime gab und gibt. Und wir bereiten den Tee so auf, wie kein anderer. Perfekt von der Ziehzeit bis zum Servieren. Das bestätigen uns ganz viele Kenner. Und bei uns wird alles selbst hergestellt. Keine Convenience-Produkte.

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BeautyDelicious: Wann wurde der Afternoon Tea erfunden?

Jörg Schröder: Man sagt 1842, von Lady Bedford, einer Hofdame der Queen. Aber das ist nur fast richtig aus meiner Sicht. Der Afternoon Tea, so wie wir ihn kennen, also als ungezwungene Zeremonie über alle Klassen hinweg, etablierte sich über einige Jahre in der viktorianischen Zeit. Dass Lady Bedford sich den Victoria Sponge Cake und Fingersandwiches ohne Rand reichen ließ, um die Zeit zum Supper zu verkürzen, war nur ein praktischer Aspekt. Darüber hinaus wurde Tee so „günstig“, dass alle sich dieses Getränk leisten konnten. Die Teatime wurde also zu Beginn der viktorianischen Ära entwickelt.

Teatime Eaton Place Hamburg

BeautyDelicious: Was ist der Unterschied zwischen Afternoon Tea, Cream Tea, High Tea und Royal Tea?

Jörg Schröder: Afternoon Tea ist die elegante Variante der Teatime mit Etagere, Fingersandwiches und unbedingt Petit Four. Werden ein Crémant oder Champagner gereicht, handelt es sich um den Royal Afternoon Tea. Der High Tea war damals das Abendbrot und entwickelte sich etwas anders. Er muss nicht auf der Etagere serviert werden und es werden eher herzhaftere Köstlichkeiten gereicht. Die Einnahme ist ungezwungener. Der High Tea war eher beim Bürgertum verbreitet.

Cafe Eaton Place

BeautyDelicious: Eure liebsten Teatimes in anderen Städten?

Jörg Schröder:

London: The Wolseley, The Ritz
Oxfordshire: in den Cotwolds in kleinen Tearooms
New York: Waldorf Astoria
Rom: Mrs. Babbington

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BeautyDelicious: Woher bekommt Ihr die wunderschönen Teekannen?

Jörg Schröder: Wir haben gute Kontakte zu englischen Antik-Händlern, die sich richtig ins Zeug gelegt haben, um für uns tolle Kanne zu finden. Sie sind alle antik und allesamt aus UK.

BeautyDelicious: Lieber Jörg, vielen Dank für das interessante Gespräch und für den Tipp, die Sorten Lord Bellamy’s und Peppermint After Eight zu probieren. Sie gehören jetzt zu meinem festen Sortiment.

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Teatime Shooting

Im Frühling 1799 machte sich James Atkinson, ein geschäftstüchtiger junger Mann aus der ländlichen Wildnis Cumberlands, mit der Kutsche auf nach London. In seiner Tasche befanden sich Rezepturen für feine Düfte und Toilettenartikel, die er selbst erfunden hatte. Bei sich hatte er einen Vorrat an Bärenfettbalsam, der mit Rosenduft parfümiert war. Mit von der Partie: ein vor sich hin brummender Bär. Sein Glücksbringer und das künftige Markenzeichen. Binnen weniger Tage begeisterte sich Londons High Society so sehr für den außergewöhnlichen Balsam, dass sich lange Schlangen an der 44 Gerrard Street bildeten. Ein Jahr später kreierte er ein durch und durch britisches Eau de Cologne, das sich radikal von den damals sehr beliebten italienischen Eau de Colognes unterschied. Auch hier hatte er schnell eine große Fangemeinde, darunter Gestalten wie Napoleon, der Herzog von Wellington, Admiral Nelson, Lady Hamilton, Prinz Tomasi di Lampedusa, Königin Margarethe von Italien oder die russische Zarin Alexandra Fjodorowna. Auch König George IV. war angetan von seinen Kreationen und ernannte Atkinson 1826 zum offiziellen Parfümeur des englischen Königshauses. The Other Side of Oud ist eine Hommage an die Zeit als England und der Orient zueinanderfanden. Als Inspirationsquelle dient der einst für Prinz Hussein ibn Alikreierte Oudduft, der nun neu aufgelegt wurde. Das Eau de Parfum kombiniert Noten von Zimt, Kardamom, Ingwer, Adlerholz und Geranium mit Essenzen von Kaffee und Vanille. 100 ml, ca. 190 Euro.

Das Eau de Cologne, welches der Duftkerze 24 Old Bond Street zugrunde liegt, ist der Inbegriff von lässigem Chic und klassisch britischem Flair. Dieser Duft ist eine Neuinterpretation des Cologne aus dem Jahre 1800, ein aromatischer Cocktail aus Wacholder, Rose und schwarzem Tee ergänzt mit Noten aus rauchigem, im Eichenfass gereiftem Whisky. 450 g, ca. 65 Euro.

Die Portraits-Serie von Penhaligon’s um die Geheimnisse der britischen Aristokratie hatte ich Euch bereits an anderer Stelle vorgestellt. Einer meiner Lieblinge ist nach wie vor The Tragedy of Lord George. Eigentlich ein Herrenduft mit Noten aus Brandy, Hölzern, Ambra, Tonkabohne und Fougère-Akzent trage ich ihn auch gerne als Abendduft. Und beim Mann liebe ich ihn den ganzen Tag über. Eau de Parfum, 75 ml, ca. 225 Euro.

Ein Muss für Downton-Abbey-Fans ist das Kochbuch Zu Gast in Highclere Castle: Geschichten und Rezepte aus dem echten Downton Abbey. Die 8. Countess of Carnarvon lädt dazu ein, fünf Wochenenden in Highclere zu verbringen, die den Leser von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die heutigen Tage führen. Sie gewährt Einblicke in die Anekdoten des Hauses und seiner Gäste, darunter Royals, Staatsmänner und bekannte Persönlichkeiten aus Musik, Kunst und Literatur. Sie teilt die Kunst des Gastgebens im Wandel der Jahrhunderte und verrät rund 100 köstliche Rezepte und Menüs. 288 Seiten, Callwey Verlag, 39.95 Euro.

Aus dem selben Verlag kommt der Lufthansa City Guide – London für alle, die Big Ben, London Eye und Buckingham Palace schon kennen und nach Hotels, Bars, Restaurants, Museen und Shops suchen, die von Locals und Insidern empfohlen wurden. Sei es von Star-Koch Yotam Ottolenghi, Designer Jasper Conran oder den Rocco-Forte-Hotelerbinnen Lydia und Irene Forte. Die verschiedenen Routen durch die Viertel der Stadt sind von jeweils einem Paten aus der Kunst- oder Modewelt aufbereitet. 128 Seiten, 18 Euro.

Sobald jemand nach London reist, bekommt er meine Einkaufsliste für Fortnum & Mason geschickt. Auch wenn ich die Tees in Hamburg kaufen kann, ist es doch schöner, sie direkt aus einem der Stores mitgebracht zu bekommen. Da ich den ganzen Tag schwarzen Tee trinken mag, aber auch gerne Nachts schlafe, hat die Sorte Afternoon Blend einen festen Platz in meinem reichhaltigen Teesortiment. 250 g, ca. 13 GBP.

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Kleid: Anna Scholz / Sneakers: Veja / Ohrringe: Hoffnungsträger Hamburg