THJ: Update zur Reha im Rückenzentrum

Rückenzentrum_am_Michel_Reha

Die dritte und letzte Woche der Reha im Rückenzentrum am Michel ist angebrochen. Die Zeit ist so schnell vergangen. Das liegt wohl an dem straffen Programm (ich nenne es scherzhaft Bootcamp) und auch daran, dass die vergangenen zwei Wochen sehr intensiv waren – sowohl körperlich als auch mental. Mit einer Menge Aufs und Abs und reichlich Tränen.

Jeden Tag standen 1 bis 1,5 Stunden funktionelles Training mit unterschiedlichen Schwerpunkten an, dazu an vier Tagen pro Woche 1,5 Stunden Kraft- oder Ausdauertraining. Dieses Pensum war anfänglich eine echte Herausforderung für mich, vor allem das Ausdauertraining. Noch schwerer wäre es aber für mich gewesen, wenn ich nicht schon Pilates, Rückenfit und Workout-Yoga machen würde. Auf der anderen Seite hat mir dieses ausdauernde Sportprogramm aber auch gezeigt, dass ich insgesamt fitter bin, als ich angenommen habe. Darauf bin ich stolz und es motiviert mich weiterzumachen.

Und das sogar mehr als bisher. Denn was ich bisher aus der Reha mitnehme, ist, dass Sport auch zukünftig einen großen Teil in meinem Leben einnehmen wird, um die gewünschte Stabilität zu erlangen und langfristig zu erhalten. Dafür sollte ich in mein bisheriges Training auch Ausdauer- und Krafttrainingseinheiten integrieren.

Mental haben mich die letzten beiden Wochen sehr gefordert. Ich musste mir eingestehen, dass ich eine chronische Schmerzpatientin bin, was mir bis dahin so nicht bewusst war. Wobei ich das Wort „chronisch“ nicht in meinen Wortschatz aufnehmen möchte, da es negativ behaftet ist und impliziert, dass ich konstant Schmerzen habe. In dem Zusammenhang sind ein positives Mindset und entsprechendes Wording auch wichtig. Das habe ich in der Psychologischen Schmerztherapie gelernt. Daher nutze ich statt „chronisch“ das Wort „anhaltend“, das nimmt dem Ganzen etwas die Angst. Für große Frustration hat in der ersten Woche die Aussage gesorgt, dass die wenigsten Schmerzpatienten jemals dauerhaft schmerzfrei werden. Das hat mich wirklich geschockt und ich bin während der Gruppensitzung in Tränen ausgebrochen. Ich habe mich gefragt, wozu ich dann überhaupt diese Reha mache? Denn ich habe dieses Programm mit der Überzeugung begonnen, die Schmerzen danach für immer los zu sein.

Die anschließende Einzelsitzung bei der Psychologin hat mir dann sehr geholfen, mich wieder der Reha zu öffnen, dem Programm eine Chance zu geben. Denn auch wenn ich eventuell zu den 95% aller Patienten gehöre, die immer wieder Schmerzen erleiden werden, so bekomme ich Werkzeuge mit auf den Weg, die mir dabei helfen, die Schmerzen zu reduzieren und meine Lebensqualität wieder zu steigern. Und vielleicht gehöre ich am Ende ja doch zu den 5%.

Die Psychologische Schmerztherapie hat mir u. a. auch verständlich gemacht, wie es überhaupt zu dem anhaltenden Schmerz gekommen ist. Das zu verstehen, macht es ferner leichter, mit dem Schmerz umzugehen. Ich lerne zudem, den Fokus von ihm zu nehmen und ihm dadurch nicht mehr den überproportional großen Raum zu geben, den er in meinem Leben bisher hatte. Denn was mir nun bewusst ist: ICH BIN NICHT DER SCHMERZ. All das macht mir Hoffnung und gibt mir das Gefühl, langsam wieder die Kontrolle über mein Leben, meinen Körper und mein Wohlbefinden zurückzugewinnen und dem Schmerz nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein. Wenn das mal kein großer Fortschritt ist!

Reminder! In meinen Instagram-Stories findet ihr Updates zu meiner Reha.