Wie sind Sie darauf gekommen, Naturkosmetik zu machen?
Ich hatte nach einer klassischen Jugendakne auch noch mit 30 Jahren mit starken Hautproblemen zu kämpfen: entzündete Haut mit gleichzeitig sehr trockenen Hautpartien prägte mein Hautbild. 1985, während eines Urlaubs in unserem Feriendomizil, einer Finca bei Estepona in Andalusien, kam ich das erste Mal mit Aloe vera in Kontakt. Ein Nachbar sprach mich auf meine Hautprobleme an, die ich mit Make-up zu verdecken versuchte, und zeigte mir ein Aloe-vera-Blatt und wie ich das geleeartige Innere auf meine Haut auftrage. Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich eine deutliche Besserung. So begann ich – zurück in Deutschland – nach einer Aloe-vera-Kosmetik mit ähnlicher Wirkung zu suchen, wurde aber nicht fündig, obwohl ich durch meine Hautprobleme bereit war, viel Geld in Kosmetik zu investieren. Daher beschloss ich, die Pflanze auf unserer Finca selbst ökologisch anzubauen. Mein Plan war zunächst, den Aloe-vera-Saft an die Kosmetikindustrie zu verkaufen, doch die Rohstoffeinkäufer erklärten mir, dass dieser Rohstoff in dieser frischen Form zu teuer, schlecht lagerfähig und vor allem zu schwierig in eine Rezeptur einzuarbeiten sei und man Aloe-vera-Pulverkonzentrat bevorzuge. Da ich aber wusste, dass bei der Aufkonzentration viele wichtige Wirkstoffe beschädigt werden oder verloren gehen, entschied ich mich, selbst Kosmetik mit dem frischen, naturbelassenen Saft der Aloe herzustellen. Den Saft setzte ich anstelle des üblichen Hauptinhaltsstoffes Wasser ein, der ca. 70 – 80 Prozent einer Creme oder Lotion ausmacht. So konnte ich ausreichend viel Aloe einbringen, um eine außergewöhnlich gute Wirksamkeit auf der Haut zu erzielen. Dieses Rezepturprinzip – Pflanzensaft statt Wasser – passte nicht in die gewohnte Formulierungsweise von Kosmetik und musste aufwändig entwickelt werden. Mithilfe von wissenschaftlichen Studien und viel Forschungsarbeit mit Pharmazeuten und Biologen haben wir es schließlich erfolgreich umgesetzt.
Gibt es einen Unterschied in der Wirkweise zu konventioneller Kosmetik?
Naturkosmetik wirkt nicht auf die gleiche Weise wie konventionelle Kosmetik, aber mindestens genauso effizient. Naturkosmetik regt die Selbstregulierungskräfte der Haut an und unterstützt ihre natürliche Funktion. Viele pflanzliche Rohstoffe haben eine enorme „Wirkungskraft“, die seit Jahrhunderten bekannt ist. Diese Wirkung wurde schon in der Volksmedizin beschrieben und wird heute durch wissenschaftliche Studien belegt. Pflanzenöle, -säfte und -extrakte können perfekt pflegen, Feuchtigkeit spenden, schützen, straffen, glätten etc.
Welches sind die stärksten Argumente, um Chemie-Benutzer zu Naturkosmetik-Fans werden zu lassen?
Naturkosmetik gibt unserer Haut, die ja auch ein Stück Natur ist, alles was sie braucht in einer von der Natur bestimmten Form und Zusammensetzung, die unsere Haut auch „essen“ bzw. aufnehmen kann. Naturkosmetik spricht die Sprache unserer Haut. Als weiterer großer Vorteil in unserer schadstoffbelasteten Welt kommt der 100-prozentige Verzicht auf alle Zusatzstoffe hinzu, die unsere Haut belasten und vermeidbar sind.
In der Naturkosmetik wird nicht auf kurzfristige Wirkung gesetzt, sondern der langfristige, präventive und gesunde Einfluss auf die Haut steht im Fokus. Naturkosmetik wirkt mit ihrer Vielzahl natürlicher Rohstoffe wie sekundären Pflanzenstoffe, Vitaminen, Mineralien und essenziellen Aminosäuren umfassender gegen vorzeitige Alterungserscheinungen. Große Spektren an Vitalstoffen schützen die Haut nachweislich besser als im Labor geschaffene Zusammensetzungen isolierter Stoffe wie beispielsweise Q10 in konventionellen Produkten.
Universitätsstudien konnten belegen, dass viele synthetisch gewonnene Kosmetikrohstoffe wie Paraffine, PEGs (sogenannte Polyethylenglycole) und Parabene der Haut eher schaden. PEGs z.B. machen die Haut bei großflächiger lebenslanger Applikation durchlässiger für Schadstoffe. Durch die Hornschicht wandern viele chemische Stoffe langfristig ins Gewebe und lagern sich ab. Damit wird der gesamte Organismus geschädigt.
Unsere Haut und der gesamte Organismus werden aber auch allein durch unser modernes Leben (steigende Umweltverschmutzung, neue Technologien, Strahlung etc.) durch immer mehr Fremdsubstanzen belastet. Durch die Verwendung natürlicher Lebensmittel und natürlicher Kosmetik kann die persönliche Belastung an Schadstoffen stark verringert werden.
Naturkosmetik wird (angeblich) aufgrund gewisser natürlicher Inhaltsstoffe/ätherischer Öle nicht gut vertragen. Ist dies nur ein Gerücht, und wenn nicht, was kann man tun, um trotzdem Naturkosmetik benutzen zu können?
Durch steigende Umwelteinflüsse steigt der Anteil an Allergikern in der Gesellschaft. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, die Auslöser der Allergien ausfindig zu machen. Die Chance bei Allergien (z.B. durch Duftstoffe), das persönliche Allergen herauszufinden, ist bei Naturkosmetik weitaus größer. Statt Tausender synthetischer Einzel-Duftstoffe gibt es in der Naturkosmetik nur ein paar Hundert ätherische Öle. Wer schnell allergisch reagiert, sollte mit duftstofffreier Naturkosmetik starten und dann zur „normalen“ übergehen.
Kann Naturkosmetik wirklich effektiv beim Thema Anti-Aging gegenüber konventioneller Kosmetik mithalten?
Glatte, straffe Haut ist einer der großen Verbraucherwünsche. Gerade im Anti-Aging-Bereich wirkt konventionelle Kosmetik zwar sofort sichtbar, aber nur kurzfristig. Es herrscht der Irrglaube, dass viel Chemie und komplizierte Formeln Falten besser bekämpfen als die Natur. Produkte wie Hyaluron-Filler oder Express-Masken pumpen schnell viel Feuchtigkeit und oftmals Silikon auf die Haut. Der Effekt ist allerdings nicht von Dauer.
Die Veranlagung, also die intrinsischen Faktoren, die unseren Alterungsprozess steuern, können wir nicht beeinflussen. Gegen die extrinsischen Faktoren, wie Umwelteinflüsse, z.B. zu viel UV-Licht oder chemische und mechanische Belastung der Haut, können wir etwas tun. Eine vitalstoffreiche Ernährung, viel Schlaf und wenig/keine Genussmittel sowie ein glückliches Leben können den Alterungsprozess nachgewiesenermaßen verlangsamen. Aber auch Kosmetik kann in Alterungsprozesse der Haut eingreifen und diese verlangsamen bzw. auch reparieren.
Die Stärke der Santaverde Naturkosmetik ist, die Haut in ihren natürlichen Eigenfunktionen zu stärken und damit langfristig eine schöne Haut zu fördern, ohne „Pusher“, deren Wirkung gleich wieder vergeht und die unsere Haut nur stressen. Unsere Anti-Aging-Serien enthalten zudem noch einen hohen Anteil antioxidativer Wirkstoffe, um die Haut vor freien Radikalen zu schützen, und weitere Wirkstoffe, die gezielt in bestimmte Alterungsprozesse der Haut eingreifen. TIPP: Damit verhindert man auf beste Weise auch gleich automatisch die Blue-Light-Alterung, die derzeit thematisiert wird. Eine extra Creme dafür braucht man beim Einsatz unserer age-protect- und XINGU-age-perfect-Produkte nicht.
Welchen Stellenwert wird Naturkosmetik in zehn Jahren haben?
Der Stellenwert wird weiter steigen, ebenso wie der von Biofood und fairer Mode, nachhaltig produzierten Möbeln etc. Unsere bereits stark beschädigte Umwelt und die zunehmende Ungleichheit der Einkommen werden zu mehr Bio- und Fair-Produkten führen. Die Zukunftsforscher sehen darin einen Megatrend, der wie auch die Digitalisierung über zehn bis 20 Jahre alles bestimmen wird.
Worauf dürfen wir uns in Zukunft bei Santaverde freuen?
Auch wenn wir auf Qualität statt Quantität achten, arbeiten wir natürlich laufend an unserem Sortiment. Im Herbst werden wir zwei Neuprodukte für unsere Produktlinie XINGU age perfect launchen. Eine extra reichhaltige Gesichtsreinigung – der XINGU age perfect cleansing balm, welcher die Haut vor Feuchtigkeitsverlust bewahrt, rückfettend wirkt, die Haut geschmeidig hält und nährt. Die zweite Neuheit ist der XINGU age perfect toner, welcher die Haut mit starken Antioxidantien versorgt und neben den Schönheitspflanzen aus dem brasilianischen Regenwald auch Hyaluron und Ectoin enthält – ein wahrer Wirkstoff-Booster. Die beiden Produkte runden die Linie – die bisher aus Creme, Serum, Augencreme und Augenserum bestand – perfekt ab.
Welche Entwicklungen innerhalb der Naturkosmetikbranche begrüßen Sie am meisten/am wenigsten?
Am meisten: Die wachsende Bedeutung für die junge Generation.
Am wenigsten: Alle großen Kosmetikhersteller werden plötzlich „grün“. Aber nicht wegen der Inhalte und Lebenseinstellung, die damit verbunden ist, sondern weil sich ein Markt entwickelt, den man sich nicht entgehen lassen will.
Wie haben sich der Markt und die Marke seit ihrem Unternehmensstart vor 30 Jahren verändert?
Aus einem sehr idealistischen, fast schon ideologischen Verzichts-Markt ist ein großer Markt entstanden, der Gesundheit und Genuss mit Bewusstsein für die Umwelt und weltweite Gerechtigkeit in sich vereint.
Das klingt wirklich hochinteressant und spricht mich an. Kannte die Pflegeserie noch nicht. LG Romy