Ihr fragt euch bestimmt, fließen Tränen jetzt etwa aus Frustration, weil sich die Anzeige auf der Waage nicht nach unten bewegt? Das tue ich nicht. Was das Gewicht anbelangt, läuft es wie gewünscht! Nein, die Tränen sind bei meinem ersten Krankengymnastik-Termin geflossen, der Teil meiner Healthy Journey ist. Bei dieser geht es ja in erster Linie um meine Gesundheit, sei es um sie in Teilen wiederherzustellen oder um in Prävention zu investieren. Dazu gehört eben auch die Gewichtsabnahme als wichtigste Voraussetzung, um mein Ziel zu erreichen. Eine meiner gesundheitlichen Baustellen ist der Lenden-, Becken- und ISG (Iliosakralgelenk)-Bereich. Da plagen mich seit Jahren wiederkehrende Schmerzen, die mein Leben zum Teil schwer beeinträchtigt haben und es noch immer tun. Die Schmerzen machen sich vor allem dann bemerkbar, wenn ich meine körperlichen Aktivitäten erhöhe.
Früher habe ich dann relativ schnell frustriert die Bewegung eingestellt und wieder einen auf Couch-Potato gemacht. Aber dieses Mal wollte ich diese Baustelle endlich in den Griff bekommen. Also habe ich meine Wirbelsäule scannen lassen. Tja, das Ergebnis war nicht besonders erfreulich, aber auch nicht verwunderlich, wenn man wie ich lange Zeit keinen Sport gemacht hat und noch dazu viel am Schreibtisch sitzt. Basierend auf dem Testergebnis wurden Übungen für mich zusammengestellt, die an den schwachen Stellen meine Muskulatur wieder aufbauen und meine Wirbelsäule stabilisieren sollen. So bin ich also voll motiviert zum meinem ersten KG-Termin gegangen. Die Übungen hatte ich vorher ausgedruckt und ausgehändigt bekommen. Ich hatte keine Bedenken, dass ich sie nicht schaffen könnte – bis es losging. Die ersten drei Übungen meisterte ich gerade noch so.
Dann jedoch hat mir die Therapeutin Übungen gezeigt, die bei ihr super easy aussahen, die mich aber an meine Grenzen bringen sollten. Prompt sprach ich auch laut aus, was ich dachte: „Ernsthaft?! Willst du mich umbringen?“ Das war mir etwas unangenehm und ich habe mich natürlich sofort dafür entschuldigt. Die Therapeutin nahm es gelassen und grinste. Ich war wohl nicht die Erste, die so reagierte. Ich hatte echt keine Lust mehr und hätte am liebsten meine Sachen gepackt und mein Dasein als Buddha auf der Couch wieder aufgenommen. Aber ich hatte mir selbst ein Versprechen gegeben und nun war ich schon mal da. Wie ein bockiges Kind machte ich dann diese Übungen. Es war unangenehm, tat an manchen Stellen weh. Meine Steifheit und der Mangel an Kondition frustrierten mich dermaßen, dass ich richtig wütend wurde und die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
Da war so ein Gefühl von Hilflosigkeit, Schwäche und Scham. Ich habe mich selbst ausgeschimpft, dass ich mich so wenig um meinen Körper gekümmert habe. Meine Physiotherapeutin hat das mitbekommen und das Beste getan, was sie in diesem Moment für mich hätte tun können. Sie hat einen geschützten Raum kreiert, indem sie nichts gesagt hat, stattdessen sanft meine Hüfte streichelte, während ich meine Übung weitermachte. Das Streicheln erinnerte mich an die Geborgenheit, die ich früher von meiner Mom bekam, wenn ich traurig war, sie mich dann an sich gedrückt hat, mich beruhigt hat und mir gleichzeitig zu verstehen gegeben hat, dass alles wieder gut wird. Die Übungen wurden zwar nicht leichter, aber die Frustration war verflogen und ich war motiviert weiterzumachen, auch zu Hause.
Tatsächlich habe ich es geschafft, die Übungen alle zwei Tage alleine durchzuführen. Darauf bin ich wirklich stolz. Auch wenn sie in der Ausführung noch nicht perfekt sind, ist es gut, überhaupt etwas zu tun. Und wenn mir beim Versuch, meine Bauchmuskeln zu trainieren, wieder die Tränen kommen, dann ist es okay. Es werden nicht die letzten Tränen sein. Hat ja auch keiner gesagt, dass The Healthy Journey einfach sein wird!