BeautyDelicious: Wir haben uns vor 16 Jahren kennengelernt.
Dr. Witasek: Sozusagen im Sandkasten. *lacht*
BeautyDelicious: Damals waren Sie im Lanserhof tätig und ich habe einen Artikel für FHM über F.X. Mayr geschrieben. Seitdem hat sich einiges verändert und das hat nicht mehr viel damit zu tun, tagelang nur trockene Brötchen in Milch zu tunken, woran viele denken, wenn sie F.X. Mayr hören.
Dr. Witasek: Es hat sich einiges getan seitdem. Es hat sich gezeigt, dass die größte Gesundheitsfalle falsche Ernährung ist und der übermäßige Konsum an Kohlenhydraten. Kohlenhydrate sind in ihrem Stellenwert gesunken, obwohl wir in Mitteleuropa eine Kohlenhydrattradition haben mit Brot, Kuchen, Kartoffeln und Knödeln. Das ist in diesem Ausmaß schlecht, denn Insulin ist ein Hormon im Körper, welches die meisten Zivilisationskrankheiten auslösen kann. Wenn wir zu viele Kohlenhydrate zu uns nehmen, steigt der Insulinspiegel und kann Auslöser sein für Entzündungen, Demenz, Krebs, Bluthochdruck, Arteriosklerose und vieles andere, was wir nicht wollen.
Deshalb haben wir in der F.X.-Mayr-Medizin die Kohlenhydrate reduziert. Wir verwenden immer noch alte Brötchen als Kautrainer, weil es so wenige Alternativen gibt. Aber eben glutenarme oder glutenfreie. Denn wie Prof. Fasano entdeckt hat, wird das sogenannte Zonulin produziert, sobald Gluten auf die Darmschleim-haut trifft. Dadurch kommt es zu einer Undichtigkeit und Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, was wiederum zu Darmentzündungen, Harnwegsinfekten, Atherosklerosen etc. führen kann. Das Brötchen, manchmal auch Kokosfleisch, ist einzig dazu da, das richtige Kauen zu trainieren. Das reichen wir zum Frühstück mit guten Ölen wie Leinen- und Olivenöl, Fisch, Fleisch und auch Eiweiß wie Käse.
Zum Mittag gibt es Gemüse und Fisch, manchmal auch Fleisch. Wobei hier das Hauptaugenmerk auf Gemüse liegt, da wir in Europa im Durchschnitt zu wenig davon essen. Denn Gemüse ist nicht nur wichtig wegen der Vitamine und der Mineralstoffe, sondern auch we-gen der sekundären Pflanzenstoffe, die einen Rattenschwanz von positiven Wirkungen mit sich ziehen. Gekochter Brokkoli, Grünkohl und Paprika haben doppelt so viel Vitamin C wie frische Orangen. Gemüse ist das Wichtigste. Am Abend gibt es nichts. Denn das Intervallfasten (8/16) hat gezeigt, dass dies positive Effekte auf die Gesundheit hat. Es werden vermehrt Stammzellen und Wachstumshormone gebildet, die beim Fettabbau und Muskelaufbau helfen können. Wir haben also die Ernährung umgestellt auf weniger Kohlenhydrate, mehr Fette, mehr Eiweiß und mehr Gemüse.
Und was die Fette betrifft, sind es nicht mehr nur Omega-3- und -9-Fettsäuren wie in Leinen-, Walnuss-, Oliven- und Rapsöl, sondern auch die mittelkettigen Triglyceride, die z. B. in Kokosöl und Butter zu finden sind, die die Gewichtsabnahme unterstützen können. Sie nehmen mit Fetten leichter ab als ohne. Denn der Körper muss auf Fettverbrennung umgestellt werden. Mit den o. g. entzündungshemmenden Fetten kommt man in einen ketogenen Stoffwechsel rein, der gesund ist für das Gehirn, aber auch hilft, schneller Körperfett zu verbrennen. Wenn der Körper stattdessen immer Kohlenhydrate dazu bekommt oder Eiweiße, aus denen er Kohlenhydrate machen kann, dann lernt der Körper nie das Fettverbrennen. Die Fette haben also in letzter Zeit eine Rehabilitation erfahren.